Freitag: 6.30 Uhr schrillte das Handy, die Temperatur beträgt 0°. Bestens Organisiert, stiegen wir 40 Minuten nach dem verlassen des Daunenschlafsackes und dem Frühstück die Treppen ins Freie ab, selbst das Auto wurde so untergestellt dass die Scheiben frei waren, um 7.15 Uhr ging es dann ohne Bodo, der sich diese Qualen nicht antun wollte, in ein neues Abenteuer oder auch Herausforderung. Unser Ziel war der 6119 m hohe in Rotfarben Getauchte Barrancas Blancas, die Details für die Anfahrt bezogen wir eigendlich aus den Karten, die wir uns im Militärischen Institut gekauft hatten. Aber schon beim Vergleich des Materials mit dem der Argentiniern, wurden erhebliche Unterschiede festgestellt, wir konzentierten uns bei der ca. 25 Minütigen Anfahrt, an der von uns ausgemachten Flanke, interessanterweise waren überall Spuren von Fahrzeuge auszumachen, aber keine eigendliche Fahrspur vorhanden, so quälten wir unser Allrad Fahrzeug wortwörtlich über wild vom Vulkan ausgespuckte Steine, Meter um Meter nach oben. Auf 5000 m war dann aber wirklich Schluss .Es war wie die Morgenstunden der Tage zuvor Traumhaftes Wetter, keine Wolke weit und breit. Die ersten 300 Höhenmeter geht es in einem Bachbett gleichmässig ansteigend, vorbei an einem Lagerplatz nach oben. Der Talkessel öffnet sich dann, die Sicht auf die umliegenden Sandigen Flanken lässt aber noch keine Route erkennen. Immer wieder sind wohl Fußpuren aufzufinden, genau so schnell aber auch wieder verloren, nachdem Jens eine Toiletten Pause einlegt, gehe ich allein weiter. Irgendwann dann geht die Spur verloren, trotz systematischer Suche werde ich nicht fündig, die Zeit bis Jens aufschließt wird genützt, um etwas an Körper gewicht in den Sand zu setzen. Eigentlich war unsere Vermutung dass wir in der Flanke rechts, später dann über den Grat (Westlich), aufsteigen müssten, dem war aber nicht so. Jens hatte das Glück auf eine weitere Spur, etwas über mir gestoßen zu sein. Wenig später befanden wir uns auf dem richtigen Weg... denn diess Spur war deutlich ausgeprägt. Ein erstes Grosses Büsserschneefeld wurde im oberen Teil gequert, wobei der Schnee den Weg bedeckte, das bedeutete für uns, dass es eine ältere Spur sein musste, was auch ein gutes Zeichen war. Leider befanden wir uns noch immer im Schatten des großen Talkessels, so dass es hier auf 5650 m empfindlich Kalt war. Die Wegführung eröffnete noch immer Spekulationen wie es wohl weitergehen könnte, wir hatten zwar unsere Meinung aber es sollte ganz anderst kommen. Tatsächlich ging es nach einem kleinen Rechtsbogen in eine immer steiler werdende Flanke. Unsere Teleskopstöcke wurden zu einem wichtigen Bestandteil. Was jetzt folgte war echte, Kraft raubende Aufstiegsarbeit. Lose Vulkansteine und Asche, die in allen Farben leuchtete, erschwerte ein vorankommen stark, nach dem Motto 1 m Hoch einen ½ Meter zurück, aber wir waren sehr gut drauf und absolut Siegessicher diese Flanke zu meistern. Denn auf den letzten 150 Höhenmetern wurde es sogar gefährlich, der Vorausgänger musste querend die Fallinie verlassen, um das Risiko für den Nachsteigenden bei Steinschlag gegen Null zu setzen. Sobald der Abstand um die 40 Meter war, stieg Jens nach. So arbeiteten wir uns von einem Felsblock zum nächsten, im Bereich um oder über der 6000 Metermarke wurde die Flanke zu nehmend felsiger und objektiv sicherer, für wenige Meter ersetzten unsere Hände die bisher so unendberlichen Stöcke. Nach 4 Stunden Aufstieg flachte das Gelände endlich ab, ein Ende war Gott sei Dank in Sicht. War der Wind schon bis hier sehr unangenehm, so verschärfte sich das Ganze auf dem Weg zum Gipfel nochmals, wir waren diesem Treiben hilflos ausgesetzt. Um 12.05 postierten wir zu einem Gipfelfoto, die Umgebung genossen wir etwas windgeschützt in der Südflanke 15 Minuten verweilten wir on Top, ehe wir in westliche Richtung, also gegen die Aufstiegsroute, denn Grat stark gegen den Wind gebeugt verließen.
In einer Senke wechseln wir die Richtung und bewegen uns in die hier etwas weichere Nordflanke, dies schien uns der ideale Weg in das Tal zu sein. Tatsächlich war dies ein Abstieg wie aus dem Bilderbuch, eine Schuttreise die alles bisherige übertraf. Nach einer Stunde und 15 Minuten waren wir an einem Büsserschneefeld angekommen, 150 Meter waren nur noch bis zum Jeep zurückzulegen. Hier nahmen wir zwei Büsser mit, ein so Teil hatte bestimmt so 20 Kg! die auf der Ladefläche abgelegt wurden. Punkt 14.00 Uhr erreichten wir die Hütte, wo uns Bodo freundlich aber doch überrascht über das frühzeitige erscheinen begrüßte. Schnell war der Schnee oder war es eher Eis?? in den Töpfen verteilt, anschließend gönnten wir uns eine schöpferische Pause, ehe wir um 17.00 Uhr,uns vom eintreffen einer Deutschen Expedition, so richtig mitten im Leben wieder fanden. Der Veranstalter dieser Expedition war Diamir, der Partner vor Ort die Fa. Aventourismo (betreut die Hütten am Ojos, Laguna Verde und hier). Leiter dieser Gruppe war der Deutschsprachige Chilene, der uns an der Laguna Verde mit Rat und Tat zur Seite stand. Alsbald hatten wir uns oberflächlich mit den Teilnehmern ausgetauscht, so konnte man sich ein Bild des Geschens machen. Nach dem Abendessen, es gab Schinkennudeln, gönnten wir uns die letzten alkoholischen Getränke. Angezogen von dem Treiben der offensichtlich feierten Belegschaft einen Stock tiefer, zog uns die Neugier nach unten, ja der Alkohol hatte sie enthemmt, ein Verdruss über das Scheitern (selbst am Vicunas erreichten nur die Ojos-Bezwinger den Gipfel, der Rest musste sich mit dem Hochlager begnügen) machte sich bemerkbar. In den Prospekten und Vorgesprächen wurde diese Tour zum Ojos mit dem Kilimandscharo verglichen, ein absurder Vergleich! Besteigung 1989. Die Tatsache das diese 3 wöchige Tour inkl. Flug 4300 € kostete, machte ihren Verdruss verständlich. Zwei von ihnen hatten im Anschluss den Aconcaqua mit gleicher Gesellschaft für 1000 € gebucht. In eigener Regie würde ich höchstens mit 200 € rechnen!! Gegen 0.00 Uhr legen wir uns aufs Ohr.
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