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Der mächtige Tupungato 6565m - Abstieg zum letzten Lager

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Sonntag 6.Januar: Die Nacht auf Sonntag war nicht unbedingt von einem Tiefschlaf gekrönt, aber relativ ausgeruht starteten wir nicht zu spät (auf dieser Höhe ist es in den Morgen Std. doch empfindlich  kalt) in diesen Tag. Während des Packens bitten wir einen Amerikaner,  mit unserer Kamera ein Foto von uns dreien zu schießen, als Hintergrund wählten wir, was auch sonst den Tupungato. Um 10.30 Uhr verabschiedeten wir uns von den Amis, selbstverständlich wünschten wir ihnen viel Glück und vor allem gute Bedingungen für die nächsten 2 Tage. Für den Abstieg zum Basislager wählten wir die kürzere, aber sehr steile Westroute, deren Wegführung über einen nicht allzu sehr ausgesetzten Grat über Geröll, Gestein und Vulkan Staub leitet. Inmitten dieses Abstiegs leitet die Führe scharf rechts in eine sehr brüchige Flanke, die noch einmal etwas Orientierungsvermögen und Trittsicherheit erfordert, dieser Wegabschnitt geht wieder in einen Grat über, von dem dann das Camp sichtbar wird. Auf halber Höhe des Aufstiegs treffen wir auf ein Deutsches Paar, das von einem Chilenischen Bergführer begleitet wird, wie wir aus dem Gespräch erfahren ist dies bereits der  4. Anlauf an diesem Berg, alle vorigen Versuche endeten glücklos, auch ihnen wünschten wir viel Glück. Im Basislager angekommen, staunten wir über das riesengroße Zelt der  Deutschen, dieses Monstrum sprengte den normalen Rahmen deutlich. Dies sollte uns aber wenig interessieren, unser Augenmerk  galt dem Expeditionszelt der Amis, lag da doch von uns etwas  Verpflegung, verpackt in einem Beutel. Die freundliche Chilenische Köchin übergab uns den Beutel, in einem Gespräch mit ihr erfuhren wir, dass sie vor kurzem am Aconcaqua ebenfalls im Einsatz war und dabei Probleme mit den Augen bekam, wahrscheinlich wollte Sie auf ihren Lohn nicht verzichten und begab sich  dabei erneut  in „Teufelsküche“. Nach einer kurzen Rast traten wir den Weiterweg an. Im Abstieg wird ungefähr dreimal soviel Höhe in der gleichen Zeit bewältigt, wie der doch müßige Weg nach oben. Bodo tat sich sehr schwer, von einer Erholung oder Besserung war nichts zu erkennen, deutlich wurde dies an einer Bachquerung, als er  fast gleichgültig zum anderen Ufer sprang.

An dieser Stelle legten wir eine Getränkepause ein, mittlerweile lagen 1700m Distanz zu unserem Startplatz, 3 Std. waren seit dem  vergangen. In etwa dieselbe Zeit werden wir noch benötigen  um unser ausgemachtes Ziel zu erreichen. Unser Camp III erreichten wir um 14.30 Uhr, hier trafen wir im Aufstieg auf die Amerikaner, es folgte danach eine Stelle, die ich Bodo eigentlich nicht zumuten wollte, die Querung steil über dem Fluss. Ich wartete am Beginn dieser Flanke auf ihn und bat ihn, er solle mir doch seinen Rucksack übergeben, damit er gefahrlos diese Passage meistert. Ein klares Nein folgte, er fühle sich imstande, dies ohne Hilfe zu schaffen. Alt genug ist er ja, um dies zu entscheiden. Dieses Schauspiel wollte ich nicht mitverfolgen, ja ich machte mir Sorgen um ihn, so ging ich voraus, ohne mich dabei nach hinten zu drehen. Die ersten Gräser  brachten etwas Abwechslung in die Steinwüste und es fiel deutlich auf, wie die Berge um uns wieder höher wurden, noch immer war der Tupungato ein stolzer Blickfang, der für Motivation sorgte. Einen ersten klaren Bach ließen wir links liegen, fehlte doch eine brauchbare Fläche für die Zelte, so beschlossen wir bis zum Bergsee zu marschieren, waren uns aber nicht sicher auf Trinkwasser zu stoßen. Von weitem war die grüne Oase schon auszumachen, die wir nach 6 ½ Std. glücklich, aber abgeschlafft erreichten. Leider war kein Trinkwasser in der Nähe, das bedeutete wieder mindestens eine ¼ Std. zurück zu gehen,  glücklicherweise fanden wir unter einen dicken Plane zwei leere 1 ½  Liter Sprite Flaschen, so machten sich Jens und ich auf den Weg. Bodo blieb zurück, er benötigte Schonung. (8 Liter Flüssigkeit konnten wir in unsere Thermoskannen und Flaschen abfüllen). Zufrieden stolperten wir durch das ausgetrocknete Flussbett zurück zu unserem vorletzten Lager bei dieser Expedition. 

  

Zum Abendessen gab es eine Suppe, sowie die zweite Hälfte der Nudeln von den Amis, die wir aus Gewichtsgründen nicht mit in die Hochlager nahmen. An diesem Abend stellten wir einen Blauen Fleck an Bodos Bein fest, nach Befragen erzählte er von seinen Erlebnissen beim Aufstieg auf „seinen Gipfel“ am Tupungato, eine interessante aber auch verrückte Story, die wohl ewig in unserem Gedächtnis bleiben wird. Über 2000 Meter beträgt die zurückgelegte Höhe an diesem Tag, das bedeutet eine Temperaturdifferenz von 13°, wir werden diese Nacht deutlich im Plusbereich erleben, Handschuhe und  Mütze  sind schon verstaut, die Tourenhose wird ihnen morgen folgen. Nach einer  Nacht mit der “normalen“   Schnarcherei, teile ich Jens mit, dass meine nächste Übernachtung im Freien stattfindet. Bis Dato hatte ich den nächtlichen Horror hingenommen, ich wollte niemanden den Schlaf nehmen, wusste ich doch, dass  dieser dringend  benötigt wird. Nun war der Zeitpunkt gekommen dies mitzuteilen. Jens sagte sofort, dass er das Zelt verlässt, ist er doch die Wurzel des Übels. Die Entscheidung, ob wir es versuchen sollten an einem Tag bis Chacayer abzusteigen,  oder können, war zwar eigentlich getroffen, denn am Abend dürften wir wenig Chancen  auf eine Mitfahrgelegenheit haben, aber die Option bestand.

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  • Chile 2007 08 Teil I 131

Montag 7.Januar: Um 10.00 Uhr starteten wir in einen langen Tag, nach wenigen Minuten erreichten wir den Platz, wo wir im Aufstieg die Lebensmittel fanden, da wir noch einiges, evtl. brauchbares unter einem großen Stein versteckt hatten, sortierten wir noch mal aus, als nützlich erwies sich aber nur ein Pack Suppennudeln, den Rest legten wir auf den Berg von verbrannten Müll (die Mulitreiber hatten die Überbleibsel einer Expedition mittlerweile einfach verbrannt). Die Landschaft veränderte sich ganz langsam, von Grün konnte nicht gesprochen werden aber umso weiter wir abstiegen desto  größer wurden die Pflanzen, zu erst Gras dann kam Gestrüpp dazu, aber alles war zäh und stachlig. Der Aufstieg im Hinweg an einer Flussquerung, die sehr knifflig und riskant war, wurde von den Treibern mit Pickel und Schaufel richtig entschärft (Klar diese Passage war für Mensch und Tier gefährlich). Vorher war ich schon der Meinung, dass dieser Wegabschnitt bestimmt gespurt wird, mein Gefühl hatte mich nicht getäuscht (Die Saison am Tupungato hatte ja erst begonnen, mit Sicherheit werden dieselben Treiber mehrer Expeditionen begleiten, ihr Hab und Gut sind eben ihre Tiere). So bereitete dieser Abstieg wenig Gefahr, nach der Querung des Flusses sahen wir die ersten Rinder grasen, interessanterweise tritt hier an  der abfallenden Querung an der Flanke Wasser aus. Saftiges Gras, das hier wächst, lockt natürlich diese höhenerprobten wilden Rinder an.  Eigentlich verwunderlich ist, diese Tiere sind unwahrscheinlich scheu. Sobald man sich ihnen ca.50 m nähert, nehmen sie sofort wild galoppierend Reißaus (Wir hatten sie bis etwa 3500 m Höhe weiden sehen).Diese Angst nützen die Kondore ebenfalls aus und versuchen, die in steilen Passagen befindlichen Tiere mit heftigen Flügelschlägen zum Absturz zu bringen, aber erst wenn das Tier verendet ist verspeist dieser Aasfresser seine Beute. Als wir wieder, wie immer nach einer Flussüberschreitung, oben ankamen, war der Blick auf den Traumvulkan Tupungatito frei, es fiel sofort auf, dass so gut wie kein Schnee mehr am Berg lag, inzwischen war ja auch schon eine Woche vergangen, mit Frohmut und besten Erinnerungen wird dieser Moment mit einem Foto festgehalten. Dass die Wüste oder der Berg lebt, können wir hier an den ersten bunten Blumen erkennen, die im Schutz der Steine ihr kärgliches Dasein fristen, ihr Lebensraum erstreckt sich bis etwa 3400 m. Nachmittags erreichen wir den Estero Tupungatito, mit  unserem erlebnisreichem Lagerplatz. Sofort werden die Erinnerungen des „Rinderüberfalls“ wach, dieses Mal nehmen wir es schmunzelnd auf, ist doch letztendlich alles gut gegangen. Danach erfolgt der Abstieg durch dichtes Gestrüpp, aber die Kühe hatten einen guten Pfad gelegt, so erreichten wir nach 45 Minuten das Banos Tupungato auf 3000 m. Seit nun schon 11 Tagen waren wir ungeduscht, verträgt das Bad diese Verunreinigungen, dass ist die entscheidende Frage, bevor wir uns in diesen von Algen abgedeckte Banos begeben. Erst einmal drin in dieser Therme, möchte man diesen Ort nicht mehr verlassen, ist es doch draußen sehr windig und eine Wolke, die sich nicht mehr vom Fleck bewegt, sorgt auch noch für Schatten. Endlich kommt die Seife auch zu ihren Diensten, in hervorragender Manier erfüllt sie ihre Pflicht, während der Reinigung verlasse ich das angenehm warme Wasser für ein Blitzfoto. In Windeseile tauche ich wieder in das Becken ein, das scheinbar keinen Grund hat. Ca. 15 Minuten genießen wir diese Wohltat, danach verlässt  einer nach dem anderen das Becken, wobei Jens fluchend feststellt, das ich einigen Algen beim Blödeln auf oder besser gesagt in seine Schlappen geworfen habe.

  

Schnell waren wir wieder in Montur, nach dem Überwinden des Zaunes, der an einer Stelle mit Querbalken versehen war, glotzten uns die Kühe wie immer doof an. Nach ca. einer ½ Std. stellte ich ein Kribbeln an den Händen und Füssen sowie ein leichtes Frieren fest, zu erst dachte ich mir nichts dabei, aber nach einiger Zeit fragte ich nach, ob es ihnen ebenfalls so ergeht und tatsächlich  erlebten sie das selbe. (Dieses Phänomen konnte nur auf die Unterkühlungen während des Aufstiegs zum Tupungato herführen). Das Kribbeln lies dann langsam wieder nach und auch die hässliche Wolke, die über uns stand, verzog sich nach Osten (Argentinien). Denn nächsten  Höhepunkt erlebten wir 2. Std. später, als wir uns auf einer riesigen Hochebene 5 wunderschönen Wildpferden  bis auf 80 m nähern konnten, ohne scheu grasten sie hier (wobei man von Gras eigentlich nicht sprechen kann). Wenig Freude bereitete uns hingegen der tiefe Abstieg von 150 Hm, die Flussseite gegenüber ging  noch weiter nach oben (180 Hm), die Tatsache, dass nur noch ein Flusstal uns ärgern sollte, sorgte für etwas Frohsinn, doch eines wurde an diesem Abschnitt klar, bis Chacayer zu gehen wäre eine Farce geworden. Unsere Etappe endete nach 7 Std. am reisenden Estero Museo, im Aufstieg noch harmlos, wurde er nun zum echten Wildbach. Die Überschreitung war nur über eine Brücke möglich, die fast überspült wurde. Leider war das Wasser von der starken Strömung trüb und sandig, so mussten wir das Wasser nehmen, das oberhalb des Camps aus den Felsen drückte. (Alvaro erwähnte in einem Gespräch, dass dieses Wasser nicht unbedingt Trinkwasserqualität aufweist). Der Genuss sorgte aber für keine Auswirkungen auf unser Wohlsein! Drei auftauchende Gauchos, bewaffnet mit Lassos, ließen uns darauf schließen, dass wir bald die Zivilisation erreichen werden. Obligatorisch stärkten wir uns mit  einer Suppe und dem „Klassiker“ Travellerlunch. Ohne das einer das Zelt verlies, legten wir uns zum letzten Mal in diesem Urlaub (Dies war nie und nimmer vorauszusehen) in die Zelte. Bericht von zwei 6000er die wir in der Atacama bestiegen folgt!

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  • Chile 2007 08 Teil I 151

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