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Der mächtige Tupungato 6565m - Aufstieg zum Gipfel

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Samstag 5.Jan.Das Piepsen des Weckers weckt uns aus dem Halbschlaf, ja es war mehr Erholung als Schlaf, eigentlich war dies zu erwarten, das Thermometer zeigt im Zelt -4° Grad an, draußen ist es um einiges kälter. Ich nehme Kontakt mit Bodo auf, damit er für den Tag Teewasser aufkocht, er sitzt bereits in den Startlöchern, damit der Körper nicht zu stark auskühlt, wird das so genannte  Frühstück, es gibt Tee  mit Keksen, auf wenige Minuten beschränkt. Rein in die eisigen Stiefel, Jacke anziehen und schon sind wir vor dem Zelt. Als Gepäck dient ein Leinenbeutel, darin verbergen sich die Steigeisen, Müsliriegel sowie die Thermoskanne. Die Utensilien wie Gletscherbrille, Sonnenmilch, Höhenmesser, Handy, Geldbeutel, Brustbeutel befinden sich in der Jacke. Um 6.00 Uhr bewaffnet mit den Teleskopstöcken und gut gelaunt begeben wir uns Richtung Summit, 850 m beträgt die Höhendifferenz  in 5 Std. sollten wir On Top sein, die (Argentinier)Spanier benötigten dafür 8 Std. Jens war der Pacemaker, sein Tempo war OK, es lief gut, die Atmung bzw. der Puls waren absolut angepasst, eine Unterhaltung ohne sich zu verschlucken funktionierte. Eine halbe Std. später dämmerte es schon, um 6.45 Uhr erleuchtete die Sonne den höchsten Berg Südamerikas. Noch waren wir gemeinsam unterwegs, langsam fiel die Kälte über die schwächsten Glieder, die Hände und Füße, herein, ja wir dürfen nicht langsamer werden sonst geht die Blutzirkulation zurück. Das Gelände wird steiler, wir bewegen uns schon seit einiger Zeit leicht rechts (Westlich) im griffigen Schnee. Immer wieder stoßen wir auf Spuren der Vorgänger, das erleichtert das Gehen und gibt Sicherheit auf dem richtigen Weg zu sein. Bodo kann oder will nicht denn Anschluss halten, wobei das Tempo nicht forciert wurde, klar die Luft wird dünner und kälter wird es auch noch, schon seit einiger Zeit habe ich die Führung übernommen, ich setze mich immer wieder kurz ab um die ideal Route zu finden, was mir auch sehr gut gelingt Jens schließt wieder auf und das Spiel wiederholt sich. Jetzt befinden wir uns in der heißen Phase, das Gelände ist nun ca.40° Steil, ich spure so gut wie möglich, eine erste Schlüsselstelle, ein Felsblock, wird rechts umgangen, um ihn wenige Meter später  zu erklettern. Es bleibt aber weiterhin etwas ausgesetzt. Der relativ tiefe Schnee lässt einen guten Tritt zu, so dass wir von der Benützung der Steigeisen absehen. Wir sind sehr mit uns beschäftigt, aber Bodo haben wir nicht vergessen.  Ja die Spur ist gelegt, wird er soweit kommen?  Diese Frage beschäftigt uns zwar, aber so richtig helfen können wir nicht, aber  eine gute Spur legen wir ihm. Sicher ist, dass wir die Route nach unten nicht einsehen können. Es kommen jedenfalls Zweifel auf ob er stark genug ist. Bei einer Unterhaltung sprachen wir darüber, dass genügend Reserve für den Abstieg einkalkuliert werden muss, also niemals die Schmerzgrenze angetastet werden darf.  Wir wollten ihn zwar noch nicht aufgeben, dieser Gipfel war wahrscheinlich zu weit entfernt für ihn, hatte er doch bei einigen Etappen seine lieben Probleme. Nachdem wir uns bis an eine Felswand ohne größere Ängste vorgearbeitet hatten, galt es jetzt ungefähr 5 m zu queren, sehr vorsichtig drückte ich die Kanten der Schuhe in den harten Schnee mit wenigen Schritten erreichte ich wieder Fels unter den Füssen. Jens folgte als er plötzlich weck rutschte, glücklicherweise fing er sich rasch wieder, ein erneuter Versuch brachte ihn dann ohne Probleme auf die andere Seite. Die nächsten Meter in der sehr engen und schattigen  Rinne„Canaletta“  verliefen dann ohne Schwierigkeiten, leider bewegten wir uns trotz der mittlerweile hoch stehenden Sonne im Schatten, zu allem Unglück wurde der Wind stärker.  Der Abstand zwischen uns wurde immer größer, als ich die Rinne durchstiegen hatte, nützte ich den Abstand für eine Pinkelpause, dabei verlies ich die Aufstiegsroute nach Osten, leider waren  meine Hände  so kalt, dass ich nicht einmal meine Kamera für ein Bild nutzen wollte. Trotz alldem  war mir jetzt schon klar, dass ich den Gipfel  erreichen werde, was sollte mich noch aufhalten, keine Wolke trübte den stahlblauen Himmel und mit dem Wind werden wir wohl klar kommen. Ich verlies den einigermaßen windgeschützten Platz, an dem ich mich nieder kauernd schützte, in der Hoffnung das Jens auf meiner Höhe war. Tatsächlich hatte er diese Stelle bereits passiert, in Windeseile hatte ich ihn eingeholt, „Jens wie schaut es aus bist du gut drauf ist der Gipfel drin“? Die Antwort war ein klares ja, noch aber trennen uns ca.250 Höhenmeter von diesem Ziel. Ablenkung auf diesem Weg stellen die absolut verrückten, von Wind und Wetter geformten weichen Vulkansteine dar, die immer wieder ein Staunen hervorrufen. Unsere Konzentration ist aber klar auf den Berg gerichtet, wie es ausschaut trennt uns nur noch ein Rücken vor dem Gipfelaufschwung, das Gelände erweist als absolut trittfest, trotz des Vulkangesteins sitzt fast jeder Schritt ohne gleich wieder abzurutschen (die Teleskopstöcke sind hier unendberlich ), nur noch wenige Meter sind es bis zum Westgipfel, er ist zwar nicht der Höchste von denn dreien Tops, gilt aber als eigentlicher Gipfel, wie auch das Gipfelbuch, gestiftet von Banco de Chile, beweist!  Zufrieden, aber ohne Euphorie, komme ich um 10.30 Uhr nach 4,5 Std. Aufstieg an, irgend etwas bremst mich aber um glücklich zu sein, liegt  es daran das Bodo  den Gipfel nicht erreichen wird. Ich kann mir diese Frage selbst nicht beantworten. ja die Selbsteinschätzung in die eigene Fähigkeit, sowie die Erfahrung am Gipfeltag der vorausgegangenen Großen Touren, lassen schon früh am Aufstieg erkennen, ob das Ziel erreichbar ist. Jens trennen noch wenige Meter bis zu einem weiteren großen Erfolg, sein 3. Gipfel bei 3 Versuchen eine Erfolgsquote von 100 %. Ein Bild hält diesen Moment fest. Interessant sind seine so genannten Überhandschuhe, als Windstopper dienen Plastiktüten (seine warmen Handschuhe liegen  in Santiago im Hotel).Mit einem Aufschrei betritt er dann das Plateau, ja er ist absolut Happy, schnell  wird die Kamera für ein Selbstauslöserfoto gerichtet, es verbleiben  10 Sek.  die  FC Bayern Fahne wird  in Position gebracht, ein doppeltes Licht signalisiert die Auslösung, es folgen zwei weitere Fotos, bevor einige Panoramabilder von dieser einzigartigen Bergwelt Zeuge werden. Der Eintrag ins Gipfelbuch endet relativ unleserlich, waren die Hände doch einfach zu kalt. Leider können wir diesem eisigen Wind nicht lange standhalten, schon nach 15 Minuten treten wir den Rückweg an, aber nicht ohne sich einen Müsliriegel und einen Schluck Tee einzuverleiben.

  

 Der Abstieg geht zügig und tatsächlich kommt Wärme in die fast schon eingefroren Gliedmassen, nach einer ½ Std. erreichen wir schon die Canaleta. Mittlerweile haben die warmen Strahlen der Sonne den Schnee etwas aufgeweicht, so dass der Abstieg dieser doch heiklen Passage sehr vereinfacht wird, nachdem wir gequert haben, sehe ich in weitere Ferne Bodo im Abstieg, Gott sei Dank scheint alles OK zu sein, ich gebe Jens Bescheid, dass ich versuche in einzuholen, um nach im zu schauen.  Nach ca. 25 Minuten gelingt es mir, ihn zu erreichen. Einige Meter gehe ich neben ihm, er bemerkt mich aber nicht. Ich nehme dann direkt Kontakt auf, wie geht es dir? ist alles klar? Er antwortet mit ja, dies kommt mir nicht so vor. Kommst du aus eigener Kraft bis zum Lager? Dies beantwortet er ebenfalls mit ja. Sei so gut gib mir deinen  Rucksack! Er übergibt ihn mir. Warum ist der so schwer, hast du deinen Tee nicht getrunken? Dieses Mal folgte ein Nein. So ne Scheiße entfuhr es mir, du musst doch etwas Trinken. Und tatsächlich nimmt er einen Becher zu sich. Ich gehe jetzt voraus zum Lager und schaue das ich Schnee zum Schmelzen bringe! Jens wird auch bald bei dir sein. 2 1/2 Std. nach dem wir den Rückweg angetreten hatten, stand ich wieder an unserem Lager.

  

Die Spanier hatten dies bereits verlassen. Schnell waren die Töpfe mit Schnee gefüllt und im Windschatten positioniert. Die beiden Helden, jeder auf seine Art, erreichten nicht viel später das Höhencamp, sichtlich gezeichnet legten wir uns alle zum erholen in die Zelte, jetzt in der Ruhephase war leichter Kopfschmerz zu spüren. Eineinhalb Std. Ruhe gönnten wir uns, in dieser Zeit war der Schnee trotz der Kälte weitgehend geschmolzen, so dass wir, obwohl kein Durst vorhanden, doch Flüssigkeit zu uns nehmen konnten (mussten). Eines war klar,  dieses Camp müssen wir räumen, ein Abstieg in das nächst tiefere Lager ist dringend anzuraten, eine Akklimatisierung war hier nicht mehr möglich, und Bodo sah gar nicht gut aus, er hatte etwas abbekommen. Wir bauten sein Zelt ab und verstauten so viel  von seiner Ausrüstung wie es ging, in unsere Rucksäcke. Um 16.00 Uhr waren wir schon unterwegs, Bodo der das Lager zeitig verlies war weit voraus, wir sollten ihn erst nach Verlassen des Grenzgrates erreichen. Dann sorgte er noch für ein unschönes Highlight, nach Verlassen des Grates kam er ins Straucheln und landete ziemlich unsanft in der Asche dieses Vulkanes, eigentlich kommt man zur Hilfe, aber wir waren zu ausgelaugt und das Gelände erforderte doch Konzentration, so musste wir unweigerlich die Szene verfolgen, es dauerte eine ganze Zeit bis Bewegung in ihn  kam, aber er berappelte sich und stand dann doch wieder auf den Beinen. Als ich ihn eingeholt hatte, war das Nachtlager zu sehen, von weitem konnten wir feststellen, dass die Amerikaner  ihr Quartier nach oben verlegt hatten. Wir werden  das Camp mit ihnen teilen,  Platz war ja genug vorhanden. Es war ein erhabenes Gefühl als Gipfelsieger im Hochlager einzulaufen, spätestens jetzt wurde es klar, ja es ist wahr, trotz der Euphorie drückte der doch schwere und auch kaputte Rucksack,  (ein Trageriemen war schon 2 Tage davor gerissen, mittels Schuhbändel konnte er wenigstens nutzbar gemacht werden) auf den malträtierten Körper, mit einer flotten Bewegung befreite ich mich von dieser Last, erstmal hinsetzen und durchatmen. Jetzt waren wir im sicheren Terrain, der Körper wird es uns danken. Jens und Bodo näherten sich ebenfalls dem Camp, auch ihren Gesichtern war die Anstrengung des Tages erkennbar, aber diese Belastung ist vergänglich. Professionell, wenn man dies so nennen konnte, richteten wir uns für den Aufenthalt ein, nur 20 Meter entfernt gab es sogar fließendes und relativ klares Wasser (die Temperatur musste gestiegen sein, zwei Tage zuvor, also beim Zustieg, war das noch nicht so). Jetzt galt es den Körper zu versorgen, das gute Sprim machte das Wasser schmackhaft, die in Bergsteigerkreisen beliebte Suppe aus der Packung wurde mit unseren gefundenen Suppennudeln verdickt. Während wir unser Mahl zubereiteten, erkundigten sich die Amis nicht ohne zu gratulieren nach dem Verlauf und den Bedingungen beim Aufstieg, einer von ihnen Sprach recht gut Deutsch, so war der Info austausch noch einfach und konkreter. Ich versprach, gegen später wenn es dunkler wird, die Bilder zu zeigen, die ich geknipst hatte(am Abend ist es erst möglich auf dem Display  etwas zu erkennen, die Sonnen- oder auch UV-Strahlung ist hier extrem). Da am Tupungato keine Routenbeschreibung vorliegt, ist eine Wegfindung nicht einfach, auch wir hatten das Glück auf Spuren bzw. Infos der Spanier zurückgreifen zu können, wichtig aber ist es gewesen das kein Schnee fiel, ansonsten wären die Spuren darunter verborgen gewesen. Es darf behauptet werden, dass dieser Berg immer mehr Besteigungen aufweisen wird, gilt doch die Route als abwechslungsreicher und schöner als sein benachbarter und übervölkerter  Pendant,  von den Kosten der Besteigungsgebühr mal ganz abgesehen. Verschwenderisch genossen wir 1 ½  Packungen Traveller-Lunch, nun wussten wir, dass es nur noch zwei lange Tage bis zum erreichen der Zivilisation und all seinem Luxus sind, eine Dosierung war nun nicht mehr nötig, selbst wenn Unvorgesehenes eintreten sollte, ist ein Verzicht auf eine Mahlzeit kein Beinbruch mehr. Um ca. 20.30 Uhr "klopfte" ich am Zelt des Amis an, Sie hatten sich zwar schon aufs Ohr gelegt, aber sofort richteten sie sich auf und öffneten das Zelt, eine Unterhaltung mit ihm war zwar nur auf Englisch möglich, doch meine Sprachkenntnisse waren diesbezüglich ausreichend, so beschrieb ich ihm Anhand der Bilder nicht nur die Route, sondern konnte ihm auch wichtige Punkte und Höhenangaben, wie der Platz für das Camp, sowie strategische wichtige Punkte auf seiner Karte markieren. So konnten wir uns für das Esspaket revanchieren. Fast hätte ich es vergessen, diese amerikanische Expedition hatte sogar Sauerstofflaschen im Equipment, nicht umsonst begleiteten 10 Mulis das Team bis auf das Basecamp in 4400 m. Logistisch waren wir dagegen Weltmeister, uns gelang es, alles in einen Rucksack zu packen, umso stolzer können wir auf das erreichte sein. 

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  • Chile 2007 08 Teil I 098

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