Der Tupungato, eines der ganz grossen Ziele eines Bergsteigers
Dienstag 1.Januar 2008: Fortsetzung der Tour zum Tupungatito. Auch wir sind kurze Zeit später Abmarsch bereit. Die überschreitung des Estero Tupungatito bereitet uns in den Frühstunden weniger Mühe als noch am Vortag, nachdem wir die Stelle, die zum Tupungatito abzweigt, passieren, beginnt absolutes Neuland.Wie auch schon im Zustieg erleben wir es erneut, sobald ein Fluss in den Rio Colarado mündet, geht es richtig bergab, um an der anderen Seite wieder auf dasselbe Niveau (Höhe) zu kommen, fürchterlich! Doch dieses Mal läuft es anderst, wir bleiben rechts vom Fluss und gehen, ohne eine Wegspur zu erkennen, diesem entlang, nach ca. 150m kommt mir das „Spanisch“ vor, ich informiere die anderen darüber und gehe zurück, bevor ich die Stelle erreiche wo der Abstieg das Flussbett trifft, sind dort Spuren, die nach oben führen auszumachen, bis zum Einstieg sind es dann nur noch wenige Meter, der Anfang geht ganz gut, aber dann wird das Gelände unangenehm steil. Die erst Querung ist sehr heikel, hier ein Ausrutscher hätte böse Folgen, Vorsichtig gehen ist oberste Pflicht, der schwere Rucksack sorgt nicht unbedingt für ein besseres Gleichgewicht. Nach einer viertel Stunde Qual ist die Anhöhe schnaufend und nass „geschwitzt“ erreicht. Unglaublich… das hier Mulis hochgetrieben werden, für uns ist dies eher unwahrscheinlich. Endlich treffen wir auf erste Spuren. Sind wir doch nicht die einzigsten hier, bei diesem Gedanken fühlt man sich doch etwas wohler, wer weiß ob man in eine Notsituation kommt. Auch diese Hochebene, wie die anderen zuvor, zieht sich unendlich hin, ist aber von absoluter Schönheit, darin liegt auch der feine Unterschied zum eher langweiligen Anstieg zum Aconcaqua. Inmitten dieses Plateaus erspähen wir links vom Weg einen Lagerplatz, voller Neugier nähern wir uns diesem. Super, hier liegen Konserven und Verpackungen am Boden! Hoffnung auf Nützliches ist der erste Gedanke, vielleicht ist etwas Brauchbares dabei, hatten wir doch bei unserem „Rinder Überfall“ Verluste hinnehmen müssen. Tatsächlich finden wir Essbares, wie eine Wurst oder Pilzdose, lösbares Brausepulver, sogar Suppennudeln scheinen brauchbar zu sein, ja wenn das kein Glück ist schnell ist unser Fund verstaut. Zufrieden verlassen wir diesen Platz.
Kaum 5 Minuten später stehen wir vor einem kleinen Bergsee mit saftig Grün schwimmenden Inseln, einfach Fantastisch. Neben Enten fühlen sich auch einige Vogelarten auf dieser höhe Heimisch. Während des weiter Marsches beschließen wir schon am Abend die doch schweren Dosen, besser gesagt deren Inhalt, zu verspeisen, ja wir spüren an diesem Tag erste Ermüdungs-erscheinungen, die Besteigung des Tupungatito in nur 2 Tagen macht sich nun bemerkbar. Die nächst beste Campingmöglichkeit, wo es Trinkwasser gibt, wird angesteuert. Nach einer Verengung, die wir an seiner Flanke ausgesetzt queren, erreichen wir erneut ein Hochtal, doch dieses mal können wir feststellen dass es das letzte Tal ist, der Talschluss mit dem Grenzgrat zu Argentinien ist in Sichtweite gerückt. Nach einigen Minuten stehen wir vor einem kleinen Platz mit einem aufgebauten Windschutz für nur ein Zelt, aber das zweite wird ohne Schutz daneben aufgebaut, wir befinden uns nun auf 3700m, fast so hoch wie ursprünglich angedacht. Noch sind die Berge um uns sehr hoch, aber mit jedem Tag verändert sich das Bild deutlich. Wir bemühen uns täglich nach der Etappe soviel Flüssigkeit wie möglich, in Form von Suppe und Wasser mit löslichem Pulver aufzunehmen, weiter oben wird dies immer schwieriger. Noch gibt es flüssiges Wasser, aber wie schaut es weiter oben aus? Viele Dinge beschäftigen uns, ja man spürt es dreht sich alles nur um diese Tour, die Alltagsprobleme die unser Leben bestimmen sind hier kein Thema, hier ist das Duell im Einklang mit der Natur, Mensch contra Berg, mit all seiner Gewalt. Das Einzige, das zählt, ist Wille und Ehrgeiz. Am Abend gibt es wie täglich eine Suppe, danach werden die Dosen geöffnet, sie erweisen sich als absolut genießbar. Da die Berge uns um etliche Meter überragen, verschwindet die Sonne sehr bald, bereits um 20.00 Uhr wird es schon merklich kühler, noch ist es aber in den Zelten angenehm. Der Sonnenuntergang ist im Hochsommer um 21.15, da liegen wir schon in unseren warmen Daunenschlafsäcken.
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Mittwoch 02.Januar: bereits um 8.00 Uhr, erreichen uns die ersten Strahlen der Morgensonne, sehr schnell wird es im Zelt Warm. Bodo ist bereits beim Teekochen, als wir unsere Schlafsäcke wie täglich zum Trocknen über einen Stein legen (über Nacht verliert der Körper sehr viel Flüssigkeit), ein nasser Schlafsack wäre daher sehr unangenehm am Körper. Wir sind gerade dabei den Rucksack zu packen, als plötzlich mehrere bepackte Esel mit den Treibern auftauchen, ja wir sind tatsächlich nicht allein am Berg, beim Vorbeigehen zählen wir 11 Tragetiere, 2 Treiber sowie eine weibliche Person. Einige Minuten später erscheinen die ersten Teilnehmer der Expedition, die mit einem kleinen Rucksack mehr nach einer Wanderung als nach einer Hochtour aussehen. Bald treffen wir auf einen Teilnehmer der an einem Stein im Schatten sitzend eine Pause einlegt, klar interessiert uns ihr Vorhaben, es sind 6 Amerikaner, die dasselbe Ziel wie wir haben. Nach einem kurzen Smalltalk geht es für uns weiter, heute ist das Ziel das Hochlager auf 4400m. Wie immer brennt die Sonne unerbittlich vom wolkenlosen Himmel, langsam aber stetig gewinnen wir an Höhe, sehr vorteilhaft erweist sich die Spur der Karawane, der wir nun nur noch folgen brauchen. Nach 1 ½ Std. erreichen wir eine Stelle, an der der Fluss gequert werden muss, ein interessantes Unternehmen. Die ideale Stelle finden wir zwar nicht, aber mit Hilfe der Stöcke gelingt uns wohlbehalten der Satz über die Steine, die im Fluss liegen. Eine Frage stelle ich mir ernsthaft, hätten oder wären wir schon hier auf dieser Höhe nach rechts abgebogen, um dieses Tal zu verlassen, wo es eigentlich so ausschaut, dass dieses Seitental mehr nach Süden führt, zum Glück standen wir nicht vor diesem Problem, ja diese Tour stand unter einem gutem Licht! Da das Wasser noch sehr klar war, nutzten wir die Gelegenheit zum Trinken. Das Gelände wurde nun deutlich steiler, genau an einer Wasserstelle mit Zeltmöglichkeit erreichten wir die Marke von 4000m, interessanterweise lag hier ein zusammengelegtes Zelt, bei näherem hinsehen konnten wir einen Zettel darauf finden, mit der Aufschrift in Englisch, dass sich jemand im Gipfelaufstieg befindet, am 04.Januar wollten sie denn Summit erreichen, die Nationalität konnte ich nicht feststellen. Das waren also die Spuren, die wir am Vortag nach der Flussquerung entdeckten. Vor uns lag der Tupungato, langsam kammen wir ihm, wie der Ami der vor uns lief, näher, zwischenzeitlich passierten uns die Maultiere, wie immer machten sie einen großen Bogen um uns Bergsteiger, ( Bei unserer Expedition 2010 zum Piuquenes, begleiteten uns die selben Mullitrieber, wer hätte es gedacht das wir jemals mit denn beiden in Kontakt treten?) ja es konnte also nicht mehr allzu weit sein, wieder einmal erreichten wir eine Anhöhe hinter der das Lager sein könnte, aber es sollte noch nicht sein. Um 14.00 Uhr, nach über 4 Std. Marsch, lag dann endlich das erste große Lager „Los Penitentes“ vor uns, bis hierher gehen die Mulis. Zeitgleich mit den Amis bauten wir unsere Zelte auf, anschließend wurde Büsserschnee auf unserer Folie geschmolzen. Im Gespräch mit einem Mitglied der amerikanischen Expedition erfahren wir einiges Wissenswerte über ihr Vorhaben, als das Thema Essen angeschnitten wurde, erzählten wir von unseren Verlusten, spontan erklärte er uns, dass eine Person ausgefallen wäre, sie hätten genügend dabei. Er ging in ihr Vorratszelt, wo gerade die chilenische Köchin in ihrem Element war, mit einem Nudelpaket und Tomatensoße aus dem Beutel kam er zurück und gab es uns, somit war unser Abendessen gesichert. Die abendliche Routine Pulsprobe war sehr gut, unsere Akklimatisationsphase läuft perfekt.
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Donnerstag 3.Januar: Wir stehen an diesem Morgen relativ spät auf, läuft es doch beim Abbau der Zelte, sowie beim Packen perfekt. Wir hinterlegen im Zelt der Amis etwas Proviant und Ausrüstung, die wir für die Tage im weiteren Aufstieg nicht benötigen. 10.30 Uhr, gleich zu Beginn queren wir ein Büsserschneefeld, der weitere Aufstieg ist sehr steil, im Zick Zack nähern wir uns der Staatsgrenze, von links leitet der Zustieg von Argentinien auf unseren Pfad, mittlerweile ist der komplette Grat der an die Flanke des Tupungato reicht auszumachen, die ersten kleinen Lagerplätze werden passiert, ja mit jedem Höhenmeter wird die Aussicht fantastischer, im Norden ist der Aconcaqua und weitere große Berge auszumachen. Einige Gipfel, die noch vor Tagen unerreichbar schienen, sind plötzlich auf unserem Niveau. Wir möchten noch etwas höher campieren, eine ½ Std. später auf 4900m liegt dann tatsächlich ein großer und etwas windgeschützter Platz, das Lager „El Paso“. An Büsserschnee und Sonne fehlt es nicht, vor allem sollten wir auf dieser Höhe ca. 5 Liter Flüssigkeit zu uns nehmen (1 Liter pro Tausend Höhenmeter) ein fast unmögliches Vorhaben, aber mit Tee, Sprim und Suppe sollte dies fast möglich sein. An diesem Abend erleben wir einen perfekten Sonnenuntergang, kein einziger Gipfel versperrte uns dieses Schauspiel. Zufrieden mit dem bisherigen Verlauf lag eine kalte und klare Nacht vor uns. In dieser Höhe gibt es so gut wie keine Regeneration mehr, eine Krankheit oder Auszeit des Körpers würde den Gipfelerfolg kosten. Unser Zustand aber war optimal, die Aktivität bereitete uns keine Kopfschmerzen oder sonstige Probleme. Sollte die Nacht gut verlaufen steigen wir morgen sofort ins nächste Lager auf.
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Freitag 4.Januar: Als die Sonne bereits einige Zeit ihre Energie auf die Erde sendet, verlassen wir unsere Zelte zum Frühstück, es ist noch recht kühl, die Handschuhe und Mütze sind nun immer am Mann. Der Wind, unser ständiger Begleiter, bläst zwar nicht mehr oder weniger als sonst, aber ohne Sonne wären wir deutlich im Minusbereich. Die letzte Etappe mit schweren Gepäck steht an, eine Spur am Berg in ca. 500m Entfernung, die uns zum Grat leitet, konnten wir vom Lager zwar ausmachen, im Gelände selbst war dann kein Weg oder Spuren vorhanden, so ging es über Sand und Steine vorbei an Büsser- und Altschneeresten zum ausgemachten Ziel. Der Hang erwies sich als steil, loses Geröll und Steine erschwerten den Anstieg, die Freunde konnten nur schwer folgen, aber wir erreichten bald den Grenzgrat mit einem fantastischem Panorama und traumhafter Fernsicht. Es schien, ganz Argentinien liegt uns zu Füssen. Mittlerweile war die magische 5000m Marke deutlich überschritten. Dem wenig steilen und kaum ausgesetzten Grat 1 ½ Std. folgend, erreichten wir im Bereich von 5400m -5500m einen immer breiter werdenden Rücken, wir waren an der Basis angekommen, jetzt galt es einen guten Platz zu finden, aber an Wind geschützt war hier nicht mehr zu denken. Es dauerte noch eine 3/4 Std. als ein Orangenes Zelt neben einem Stein zu sehen war, als wir ankamen schaute eine Frau ganz erschrocken zu uns auf. Sie versuchte uns in Spanisch etwas zu erklären, offensichtlich waren ihre Begleiter unterwegs am Berg. Wir stellten unsere Herberge unterhalb des Steins auf, ja die Höhe machte sich nun bemerkbar, die Abläufe, die ja fast schon einstudiert waren, erfolgten in einem moderaten Tempo, neben dem Zelt lag noch etwas Schnee denn wir in die Töpfe verfrachteten, das erste Teewasser wurde geschmolzen, anschließend legten wir uns zum Ausruhen in die halb geöffneten Zelte, es war angenehm Warm darin. Immer wieder schauten wir zum Berg auf, irgendwann müsste doch jemand erkennbar sein, aber es war niemand auszumachen.
Als wir bereits beim Kochen waren, tauchte ein Erster auf, wir nahmen sofort Kontakt auf. Während des Gesprächs erreichten zwei Argentinier gezeichnet von den Strapazen, das Hochlager Argentinos auf 5700m, schnell erfuhren wir, wie es ihnen erging, ebenso konnten sie uns eine Beschreibung der Route, die wir ja im unteren Bereich bis ca. 6200 m einsehen konnten, abgeben. Eigentlich ist ein weiterer Abstieg in das nächst tiefer gelegene Lager Pflicht, doch es war einfach zu spät für die Gauchos. Bodo kochte für den nächsten Morgen Teewasser, so dass wir nur noch den Marschtee in der Früh abkochen mussten. Ja wir waren absolut gewillt das Abenteuer anzugehen. Ein Blick in den unbeschreiblichen nächtlichen Himmel, an dem ein Stern fast denn nächsten berührte (Tupungato ist ein Wort das aus der Sprache der Huarpe-Indianer stammt und “Aussichtspunkt der Sterne“ bedeutet), sowie der hell leuchtende Horizont über Santiago und die Lichterkette von Mendoza beim nächtlichen Pinkeln bleiben in ewiger Erinnerung.
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Samstag 5.Jan.Das Piepsen des Weckers weckt uns aus dem Halbschlaf, ja es war mehr Erholung als Schlaf, eigentlich war dies zu erwarten, das Thermometer zeigt im Zelt -4° Grad an, draußen ist es um einiges kälter. Ich nehme Kontakt mit Bodo auf, damit er für den Tag Teewasser aufkocht, er sitzt bereits in den Startlöchern, damit der Körper nicht zu stark auskühlt, wird das so genannte Frühstück, es gibt Tee mit Keksen, auf wenige Minuten beschränkt. Rein in die eisigen Stiefel, Jacke anziehen und schon sind wir vor dem Zelt. Als Gepäck dient ein Leinenbeutel, darin verbergen sich die Steigeisen, Müsliriegel sowie die Thermoskanne. Die Utensilien wie Gletscherbrille, Sonnenmilch, Höhenmesser, Handy, Geldbeutel, Brustbeutel befinden sich in der Jacke. Um 6.00 Uhr bewaffnet mit den Teleskopstöcken und gut gelaunt begeben wir uns Richtung Summit, 850 m beträgt die Höhendifferenz in 5 Std. sollten wir On Top sein, die (Argentinier)Spanier benötigten dafür 8 Std. Jens war der Pacemaker, sein Tempo war OK, es lief gut, die Atmung bzw. der Puls waren absolut angepasst, eine Unterhaltung ohne sich zu verschlucken funktionierte. Eine halbe Std. später dämmerte es schon, um 6.45 Uhr erleuchtete die Sonne den höchsten Berg Südamerikas. Noch waren wir gemeinsam unterwegs, langsam fiel die Kälte über die schwächsten Glieder, die Hände und Füße, herein, ja wir dürfen nicht langsamer werden sonst geht die Blutzirkulation zurück. Das Gelände wird steiler, wir bewegen uns schon seit einiger Zeit leicht rechts (Westlich) im griffigen Schnee. Immer wieder stoßen wir auf Spuren der Vorgänger, das erleichtert das Gehen und gibt Sicherheit auf dem richtigen Weg zu sein. Bodo kann oder will nicht denn Anschluss halten, wobei das Tempo nicht forciert wurde, klar die Luft wird dünner und kälter wird es auch noch, schon seit einiger Zeit habe ich die Führung übernommen, ich setze mich immer wieder kurz ab um die ideal Route zu finden, was mir auch sehr gut gelingt Jens schließt wieder auf und das Spiel wiederholt sich. Jetzt befinden wir uns in der heißen Phase, das Gelände ist nun ca.40° Steil, ich spure so gut wie möglich, eine erste Schlüsselstelle, ein Felsblock, wird rechts umgangen, um ihn wenige Meter später zu erklettern. Es bleibt aber weiterhin etwas ausgesetzt. Der relativ tiefe Schnee lässt einen guten Tritt zu, so dass wir von der Benützung der Steigeisen absehen. Wir sind sehr mit uns beschäftigt, aber Bodo haben wir nicht vergessen. Ja die Spur ist gelegt, wird er soweit kommen? Diese Frage beschäftigt uns zwar, aber so richtig helfen können wir nicht, aber eine gute Spur legen wir ihm. Sicher ist, dass wir die Route nach unten nicht einsehen können. Es kommen jedenfalls Zweifel auf ob er stark genug ist. Bei einer Unterhaltung sprachen wir darüber, dass genügend Reserve für den Abstieg einkalkuliert werden muss, also niemals die Schmerzgrenze angetastet werden darf. Wir wollten ihn zwar noch nicht aufgeben, dieser Gipfel war wahrscheinlich zu weit entfernt für ihn, hatte er doch bei einigen Etappen seine lieben Probleme. Nachdem wir uns bis an eine Felswand ohne größere Ängste vorgearbeitet hatten, galt es jetzt ungefähr 5 m zu queren, sehr vorsichtig drückte ich die Kanten der Schuhe in den harten Schnee mit wenigen Schritten erreichte ich wieder Fels unter den Füssen. Jens folgte als er plötzlich weck rutschte, glücklicherweise fing er sich rasch wieder, ein erneuter Versuch brachte ihn dann ohne Probleme auf die andere Seite. Die nächsten Meter in der sehr engen und schattigen Rinne„Canaletta“ verliefen dann ohne Schwierigkeiten, leider bewegten wir uns trotz der mittlerweile hoch stehenden Sonne im Schatten, zu allem Unglück wurde der Wind stärker. Der Abstand zwischen uns wurde immer größer, als ich die Rinne durchstiegen hatte, nützte ich den Abstand für eine Pinkelpause, dabei verlies ich die Aufstiegsroute nach Osten, leider waren meine Hände so kalt, dass ich nicht einmal meine Kamera für ein Bild nutzen wollte. Trotz alldem war mir jetzt schon klar, dass ich den Gipfel erreichen werde, was sollte mich noch aufhalten, keine Wolke trübte den stahlblauen Himmel und mit dem Wind werden wir wohl klar kommen. Ich verlies den einigermaßen windgeschützten Platz, an dem ich mich nieder kauernd schützte, in der Hoffnung das Jens auf meiner Höhe war. Tatsächlich hatte er diese Stelle bereits passiert, in Windeseile hatte ich ihn eingeholt, „Jens wie schaut es aus bist du gut drauf ist der Gipfel drin“? Die Antwort war ein klares ja, noch aber trennen uns ca.250 Höhenmeter von diesem Ziel. Ablenkung auf diesem Weg stellen die absolut verrückten, von Wind und Wetter geformten weichen Vulkansteine dar, die immer wieder ein Staunen hervorrufen. Unsere Konzentration ist aber klar auf den Berg gerichtet, wie es ausschaut trennt uns nur noch ein Rücken vor dem Gipfelaufschwung, das Gelände erweist als absolut trittfest, trotz des Vulkangesteins sitzt fast jeder Schritt ohne gleich wieder abzurutschen (die Teleskopstöcke sind hier unendberlich ), nur noch wenige Meter sind es bis zum Westgipfel, er ist zwar nicht der Höchste von denn dreien Tops, gilt aber als eigentlicher Gipfel, wie auch das Gipfelbuch, gestiftet von Banco de Chile, beweist! Zufrieden, aber ohne Euphorie, komme ich um 10.30 Uhr nach 4,5 Std. Aufstieg an, irgend etwas bremst mich aber um glücklich zu sein, liegt es daran das Bodo den Gipfel nicht erreichen wird. Ich kann mir diese Frage selbst nicht beantworten. ja die Selbsteinschätzung in die eigene Fähigkeit, sowie die Erfahrung am Gipfeltag der vorausgegangenen Großen Touren, lassen schon früh am Aufstieg erkennen, ob das Ziel erreichbar ist. Jens trennen noch wenige Meter bis zu einem weiteren großen Erfolg, sein 3. Gipfel bei 3 Versuchen eine Erfolgsquote von 100 %. Ein Bild hält diesen Moment fest. Interessant sind seine so genannten Überhandschuhe, als Windstopper dienen Plastiktüten (seine warmen Handschuhe liegen in Santiago im Hotel).Mit einem Aufschrei betritt er dann das Plateau, ja er ist absolut Happy, schnell wird die Kamera für ein Selbstauslöserfoto gerichtet, es verbleiben 10 Sek. die FC Bayern Fahne wird in Position gebracht, ein doppeltes Licht signalisiert die Auslösung, es folgen zwei weitere Fotos, bevor einige Panoramabilder von dieser einzigartigen Bergwelt Zeuge werden. Der Eintrag ins Gipfelbuch endet relativ unleserlich, waren die Hände doch einfach zu kalt. Leider können wir diesem eisigen Wind nicht lange standhalten, schon nach 15 Minuten treten wir den Rückweg an, aber nicht ohne sich einen Müsliriegel und einen Schluck Tee einzuverleiben.
Der Abstieg geht zügig und tatsächlich kommt Wärme in die fast schon eingefroren Gliedmassen, nach einer ½ Std. erreichen wir schon die Canaleta. Mittlerweile haben die warmen Strahlen der Sonne den Schnee etwas aufgeweicht, so dass der Abstieg dieser doch heiklen Passage sehr vereinfacht wird, nachdem wir gequert haben, sehe ich in weitere Ferne Bodo im Abstieg, Gott sei Dank scheint alles OK zu sein, ich gebe Jens Bescheid, dass ich versuche in einzuholen, um nach im zu schauen. Nach ca. 25 Minuten gelingt es mir, ihn zu erreichen. Einige Meter gehe ich neben ihm, er bemerkt mich aber nicht. Ich nehme dann direkt Kontakt auf, wie geht es dir? ist alles klar? Er antwortet mit ja, dies kommt mir nicht so vor. Kommst du aus eigener Kraft bis zum Lager? Dies beantwortet er ebenfalls mit ja. Sei so gut gib mir deinen Rucksack! Er übergibt ihn mir. Warum ist der so schwer, hast du deinen Tee nicht getrunken? Dieses Mal folgte ein Nein. So ne Scheiße entfuhr es mir, du musst doch etwas Trinken. Und tatsächlich nimmt er einen Becher zu sich. Ich gehe jetzt voraus zum Lager und schaue das ich Schnee zum Schmelzen bringe! Jens wird auch bald bei dir sein. 2 1/2 Std. nach dem wir den Rückweg angetreten hatten, stand ich wieder an unserem Lager.
Die Spanier hatten dies bereits verlassen. Schnell waren die Töpfe mit Schnee gefüllt und im Windschatten positioniert. Die beiden Helden, jeder auf seine Art, erreichten nicht viel später das Höhencamp, sichtlich gezeichnet legten wir uns alle zum erholen in die Zelte, jetzt in der Ruhephase war leichter Kopfschmerz zu spüren. Eineinhalb Std. Ruhe gönnten wir uns, in dieser Zeit war der Schnee trotz der Kälte weitgehend geschmolzen, so dass wir, obwohl kein Durst vorhanden, doch Flüssigkeit zu uns nehmen konnten (mussten). Eines war klar, dieses Camp müssen wir räumen, ein Abstieg in das nächst tiefere Lager ist dringend anzuraten, eine Akklimatisierung war hier nicht mehr möglich, und Bodo sah gar nicht gut aus, er hatte etwas abbekommen. Wir bauten sein Zelt ab und verstauten so viel von seiner Ausrüstung wie es ging, in unsere Rucksäcke. Um 16.00 Uhr waren wir schon unterwegs, Bodo der das Lager zeitig verlies war weit voraus, wir sollten ihn erst nach Verlassen des Grenzgrates erreichen. Dann sorgte er noch für ein unschönes Highlight, nach Verlassen des Grates kam er ins Straucheln und landete ziemlich unsanft in der Asche dieses Vulkanes, eigentlich kommt man zur Hilfe, aber wir waren zu ausgelaugt und das Gelände erforderte doch Konzentration, so musste wir unweigerlich die Szene verfolgen, es dauerte eine ganze Zeit bis Bewegung in ihn kam, aber er berappelte sich und stand dann doch wieder auf den Beinen. Als ich ihn eingeholt hatte, war das Nachtlager zu sehen, von weitem konnten wir feststellen, dass die Amerikaner ihr Quartier nach oben verlegt hatten. Wir werden das Camp mit ihnen teilen, Platz war ja genug vorhanden. Es war ein erhabenes Gefühl als Gipfelsieger im Hochlager einzulaufen, spätestens jetzt wurde es klar, ja es ist wahr, trotz der Euphorie drückte der doch schwere und auch kaputte Rucksack, (ein Trageriemen war schon 2 Tage davor gerissen, mittels Schuhbändel konnte er wenigstens nutzbar gemacht werden) auf den malträtierten Körper, mit einer flotten Bewegung befreite ich mich von dieser Last, erstmal hinsetzen und durchatmen. Jetzt waren wir im sicheren Terrain, der Körper wird es uns danken. Jens und Bodo näherten sich ebenfalls dem Camp, auch ihren Gesichtern war die Anstrengung des Tages erkennbar, aber diese Belastung ist vergänglich. Professionell, wenn man dies so nennen konnte, richteten wir uns für den Aufenthalt ein, nur 20 Meter entfernt gab es sogar fließendes und relativ klares Wasser (die Temperatur musste gestiegen sein, zwei Tage zuvor, also beim Zustieg, war das noch nicht so). Jetzt galt es den Körper zu versorgen, das gute Sprim machte das Wasser schmackhaft, die in Bergsteigerkreisen beliebte Suppe aus der Packung wurde mit unseren gefundenen Suppennudeln verdickt. Während wir unser Mahl zubereiteten, erkundigten sich die Amis nicht ohne zu gratulieren nach dem Verlauf und den Bedingungen beim Aufstieg, einer von ihnen Sprach recht gut Deutsch, so war der Info austausch noch einfach und konkreter. Ich versprach, gegen später wenn es dunkler wird, die Bilder zu zeigen, die ich geknipst hatte(am Abend ist es erst möglich auf dem Display etwas zu erkennen, die Sonnen- oder auch UV-Strahlung ist hier extrem). Da am Tupungato keine Routenbeschreibung vorliegt, ist eine Wegfindung nicht einfach, auch wir hatten das Glück auf Spuren bzw. Infos der Spanier zurückgreifen zu können, wichtig aber ist es gewesen das kein Schnee fiel, ansonsten wären die Spuren darunter verborgen gewesen. Es darf behauptet werden, dass dieser Berg immer mehr Besteigungen aufweisen wird, gilt doch die Route als abwechslungsreicher und schöner als sein benachbarter und übervölkerter Pendant, von den Kosten der Besteigungsgebühr mal ganz abgesehen. Verschwenderisch genossen wir 1 ½ Packungen Traveller-Lunch, nun wussten wir, dass es nur noch zwei lange Tage bis zum erreichen der Zivilisation und all seinem Luxus sind, eine Dosierung war nun nicht mehr nötig, selbst wenn Unvorgesehenes eintreten sollte, ist ein Verzicht auf eine Mahlzeit kein Beinbruch mehr. Um ca. 20.30 Uhr "klopfte" ich am Zelt des Amis an, Sie hatten sich zwar schon aufs Ohr gelegt, aber sofort richteten sie sich auf und öffneten das Zelt, eine Unterhaltung mit ihm war zwar nur auf Englisch möglich, doch meine Sprachkenntnisse waren diesbezüglich ausreichend, so beschrieb ich ihm Anhand der Bilder nicht nur die Route, sondern konnte ihm auch wichtige Punkte und Höhenangaben, wie der Platz für das Camp, sowie strategische wichtige Punkte auf seiner Karte markieren. So konnten wir uns für das Esspaket revanchieren. Fast hätte ich es vergessen, diese amerikanische Expedition hatte sogar Sauerstofflaschen im Equipment, nicht umsonst begleiteten 10 Mulis das Team bis auf das Basecamp in 4400 m. Logistisch waren wir dagegen Weltmeister, uns gelang es, alles in einen Rucksack zu packen, umso stolzer können wir auf das erreichte sein.
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Sonntag 6.Januar: Die Nacht auf Sonntag war nicht unbedingt von einem Tiefschlaf gekrönt, aber relativ ausgeruht starteten wir nicht zu spät (auf dieser Höhe ist es in den Morgen Std. doch empfindlich kalt) in diesen Tag. Während des Packens bitten wir einen Amerikaner, mit unserer Kamera ein Foto von uns dreien zu schießen, als Hintergrund wählten wir, was auch sonst den Tupungato. Um 10.30 Uhr verabschiedeten wir uns von den Amis, selbstverständlich wünschten wir ihnen viel Glück und vor allem gute Bedingungen für die nächsten 2 Tage. Für den Abstieg zum Basislager wählten wir die kürzere, aber sehr steile Westroute, deren Wegführung über einen nicht allzu sehr ausgesetzten Grat über Geröll, Gestein und Vulkan Staub leitet. Inmitten dieses Abstiegs leitet die Führe scharf rechts in eine sehr brüchige Flanke, die noch einmal etwas Orientierungsvermögen und Trittsicherheit erfordert, dieser Wegabschnitt geht wieder in einen Grat über, von dem dann das Camp sichtbar wird. Auf halber Höhe des Aufstiegs treffen wir auf ein Deutsches Paar, das von einem Chilenischen Bergführer begleitet wird, wie wir aus dem Gespräch erfahren ist dies bereits der 4. Anlauf an diesem Berg, alle vorigen Versuche endeten glücklos, auch ihnen wünschten wir viel Glück. Im Basislager angekommen, staunten wir über das riesengroße Zelt der Deutschen, dieses Monstrum sprengte den normalen Rahmen deutlich. Dies sollte uns aber wenig interessieren, unser Augenmerk galt dem Expeditionszelt der Amis, lag da doch von uns etwas Verpflegung, verpackt in einem Beutel. Die freundliche Chilenische Köchin übergab uns den Beutel, in einem Gespräch mit ihr erfuhren wir, dass sie vor kurzem am Aconcaqua ebenfalls im Einsatz war und dabei Probleme mit den Augen bekam, wahrscheinlich wollte Sie auf ihren Lohn nicht verzichten und begab sich dabei erneut in „Teufelsküche“. Nach einer kurzen Rast traten wir den Weiterweg an. Im Abstieg wird ungefähr dreimal soviel Höhe in der gleichen Zeit bewältigt, wie der doch müßige Weg nach oben. Bodo tat sich sehr schwer, von einer Erholung oder Besserung war nichts zu erkennen, deutlich wurde dies an einer Bachquerung, als er fast gleichgültig zum anderen Ufer sprang.
An dieser Stelle legten wir eine Getränkepause ein, mittlerweile lagen 1700m Distanz zu unserem Startplatz, 3 Std. waren seit dem vergangen. In etwa dieselbe Zeit werden wir noch benötigen um unser ausgemachtes Ziel zu erreichen. Unser Camp III erreichten wir um 14.30 Uhr, hier trafen wir im Aufstieg auf die Amerikaner, es folgte danach eine Stelle, die ich Bodo eigentlich nicht zumuten wollte, die Querung steil über dem Fluss. Ich wartete am Beginn dieser Flanke auf ihn und bat ihn, er solle mir doch seinen Rucksack übergeben, damit er gefahrlos diese Passage meistert. Ein klares Nein folgte, er fühle sich imstande, dies ohne Hilfe zu schaffen. Alt genug ist er ja, um dies zu entscheiden. Dieses Schauspiel wollte ich nicht mitverfolgen, ja ich machte mir Sorgen um ihn, so ging ich voraus, ohne mich dabei nach hinten zu drehen. Die ersten Gräser brachten etwas Abwechslung in die Steinwüste und es fiel deutlich auf, wie die Berge um uns wieder höher wurden, noch immer war der Tupungato ein stolzer Blickfang, der für Motivation sorgte. Einen ersten klaren Bach ließen wir links liegen, fehlte doch eine brauchbare Fläche für die Zelte, so beschlossen wir bis zum Bergsee zu marschieren, waren uns aber nicht sicher auf Trinkwasser zu stoßen. Von weitem war die grüne Oase schon auszumachen, die wir nach 6 ½ Std. glücklich, aber abgeschlafft erreichten. Leider war kein Trinkwasser in der Nähe, das bedeutete wieder mindestens eine ¼ Std. zurück zu gehen, glücklicherweise fanden wir unter einen dicken Plane zwei leere 1 ½ Liter Sprite Flaschen, so machten sich Jens und ich auf den Weg. Bodo blieb zurück, er benötigte Schonung. (8 Liter Flüssigkeit konnten wir in unsere Thermoskannen und Flaschen abfüllen). Zufrieden stolperten wir durch das ausgetrocknete Flussbett zurück zu unserem vorletzten Lager bei dieser Expedition.
Zum Abendessen gab es eine Suppe, sowie die zweite Hälfte der Nudeln von den Amis, die wir aus Gewichtsgründen nicht mit in die Hochlager nahmen. An diesem Abend stellten wir einen Blauen Fleck an Bodos Bein fest, nach Befragen erzählte er von seinen Erlebnissen beim Aufstieg auf „seinen Gipfel“ am Tupungato, eine interessante aber auch verrückte Story, die wohl ewig in unserem Gedächtnis bleiben wird. Über 2000 Meter beträgt die zurückgelegte Höhe an diesem Tag, das bedeutet eine Temperaturdifferenz von 13°, wir werden diese Nacht deutlich im Plusbereich erleben, Handschuhe und Mütze sind schon verstaut, die Tourenhose wird ihnen morgen folgen. Nach einer Nacht mit der “normalen“ Schnarcherei, teile ich Jens mit, dass meine nächste Übernachtung im Freien stattfindet. Bis Dato hatte ich den nächtlichen Horror hingenommen, ich wollte niemanden den Schlaf nehmen, wusste ich doch, dass dieser dringend benötigt wird. Nun war der Zeitpunkt gekommen dies mitzuteilen. Jens sagte sofort, dass er das Zelt verlässt, ist er doch die Wurzel des Übels. Die Entscheidung, ob wir es versuchen sollten an einem Tag bis Chacayer abzusteigen, oder können, war zwar eigentlich getroffen, denn am Abend dürften wir wenig Chancen auf eine Mitfahrgelegenheit haben, aber die Option bestand.
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Montag 7.Januar: Um 10.00 Uhr starteten wir in einen langen Tag, nach wenigen Minuten erreichten wir den Platz, wo wir im Aufstieg die Lebensmittel fanden, da wir noch einiges, evtl. brauchbares unter einem großen Stein versteckt hatten, sortierten wir noch mal aus, als nützlich erwies sich aber nur ein Pack Suppennudeln, den Rest legten wir auf den Berg von verbrannten Müll (die Mulitreiber hatten die Überbleibsel einer Expedition mittlerweile einfach verbrannt). Die Landschaft veränderte sich ganz langsam, von Grün konnte nicht gesprochen werden aber umso weiter wir abstiegen desto größer wurden die Pflanzen, zu erst Gras dann kam Gestrüpp dazu, aber alles war zäh und stachlig. Der Aufstieg im Hinweg an einer Flussquerung, die sehr knifflig und riskant war, wurde von den Treibern mit Pickel und Schaufel richtig entschärft (Klar diese Passage war für Mensch und Tier gefährlich). Vorher war ich schon der Meinung, dass dieser Wegabschnitt bestimmt gespurt wird, mein Gefühl hatte mich nicht getäuscht (Die Saison am Tupungato hatte ja erst begonnen, mit Sicherheit werden dieselben Treiber mehrer Expeditionen begleiten, ihr Hab und Gut sind eben ihre Tiere). So bereitete dieser Abstieg wenig Gefahr, nach der Querung des Flusses sahen wir die ersten Rinder grasen, interessanterweise tritt hier an der abfallenden Querung an der Flanke Wasser aus. Saftiges Gras, das hier wächst, lockt natürlich diese höhenerprobten wilden Rinder an. Eigentlich verwunderlich ist, diese Tiere sind unwahrscheinlich scheu. Sobald man sich ihnen ca.50 m nähert, nehmen sie sofort wild galoppierend Reißaus (Wir hatten sie bis etwa 3500 m Höhe weiden sehen).Diese Angst nützen die Kondore ebenfalls aus und versuchen, die in steilen Passagen befindlichen Tiere mit heftigen Flügelschlägen zum Absturz zu bringen, aber erst wenn das Tier verendet ist verspeist dieser Aasfresser seine Beute. Als wir wieder, wie immer nach einer Flussüberschreitung, oben ankamen, war der Blick auf den Traumvulkan Tupungatito frei, es fiel sofort auf, dass so gut wie kein Schnee mehr am Berg lag, inzwischen war ja auch schon eine Woche vergangen, mit Frohmut und besten Erinnerungen wird dieser Moment mit einem Foto festgehalten. Dass die Wüste oder der Berg lebt, können wir hier an den ersten bunten Blumen erkennen, die im Schutz der Steine ihr kärgliches Dasein fristen, ihr Lebensraum erstreckt sich bis etwa 3400 m. Nachmittags erreichen wir den Estero Tupungatito, mit unserem erlebnisreichem Lagerplatz. Sofort werden die Erinnerungen des „Rinderüberfalls“ wach, dieses Mal nehmen wir es schmunzelnd auf, ist doch letztendlich alles gut gegangen. Danach erfolgt der Abstieg durch dichtes Gestrüpp, aber die Kühe hatten einen guten Pfad gelegt, so erreichten wir nach 45 Minuten das Banos Tupungato auf 3000 m. Seit nun schon 11 Tagen waren wir ungeduscht, verträgt das Bad diese Verunreinigungen, dass ist die entscheidende Frage, bevor wir uns in diesen von Algen abgedeckte Banos begeben. Erst einmal drin in dieser Therme, möchte man diesen Ort nicht mehr verlassen, ist es doch draußen sehr windig und eine Wolke, die sich nicht mehr vom Fleck bewegt, sorgt auch noch für Schatten. Endlich kommt die Seife auch zu ihren Diensten, in hervorragender Manier erfüllt sie ihre Pflicht, während der Reinigung verlasse ich das angenehm warme Wasser für ein Blitzfoto. In Windeseile tauche ich wieder in das Becken ein, das scheinbar keinen Grund hat. Ca. 15 Minuten genießen wir diese Wohltat, danach verlässt einer nach dem anderen das Becken, wobei Jens fluchend feststellt, das ich einigen Algen beim Blödeln auf oder besser gesagt in seine Schlappen geworfen habe.
Schnell waren wir wieder in Montur, nach dem Überwinden des Zaunes, der an einer Stelle mit Querbalken versehen war, glotzten uns die Kühe wie immer doof an. Nach ca. einer ½ Std. stellte ich ein Kribbeln an den Händen und Füssen sowie ein leichtes Frieren fest, zu erst dachte ich mir nichts dabei, aber nach einiger Zeit fragte ich nach, ob es ihnen ebenfalls so ergeht und tatsächlich erlebten sie das selbe. (Dieses Phänomen konnte nur auf die Unterkühlungen während des Aufstiegs zum Tupungato herführen). Das Kribbeln lies dann langsam wieder nach und auch die hässliche Wolke, die über uns stand, verzog sich nach Osten (Argentinien). Denn nächsten Höhepunkt erlebten wir 2. Std. später, als wir uns auf einer riesigen Hochebene 5 wunderschönen Wildpferden bis auf 80 m nähern konnten, ohne scheu grasten sie hier (wobei man von Gras eigentlich nicht sprechen kann). Wenig Freude bereitete uns hingegen der tiefe Abstieg von 150 Hm, die Flussseite gegenüber ging noch weiter nach oben (180 Hm), die Tatsache, dass nur noch ein Flusstal uns ärgern sollte, sorgte für etwas Frohsinn, doch eines wurde an diesem Abschnitt klar, bis Chacayer zu gehen wäre eine Farce geworden. Unsere Etappe endete nach 7 Std. am reisenden Estero Museo, im Aufstieg noch harmlos, wurde er nun zum echten Wildbach. Die Überschreitung war nur über eine Brücke möglich, die fast überspült wurde. Leider war das Wasser von der starken Strömung trüb und sandig, so mussten wir das Wasser nehmen, das oberhalb des Camps aus den Felsen drückte. (Alvaro erwähnte in einem Gespräch, dass dieses Wasser nicht unbedingt Trinkwasserqualität aufweist). Der Genuss sorgte aber für keine Auswirkungen auf unser Wohlsein! Drei auftauchende Gauchos, bewaffnet mit Lassos, ließen uns darauf schließen, dass wir bald die Zivilisation erreichen werden. Obligatorisch stärkten wir uns mit einer Suppe und dem „Klassiker“ Travellerlunch. Ohne das einer das Zelt verlies, legten wir uns zum letzten Mal in diesem Urlaub (Dies war nie und nimmer vorauszusehen) in die Zelte. Bericht von zwei 6000er die wir in der Atacama bestiegen folgt!
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Dienstag 8.Jan. Bereits in aller Herrgottsfrüh, um 7.40 Uhr, gab es das Frühstück. Chefkoch Bodo servierte uns ein Travellerlunch. Das Lager verließen wir noch im Schatten, doch während des Aufstiegs von diesem Flusstal erreichten uns die ersten Strahlen der Sonne, ja wir wollten zeitig in Chacayer ankommen, sind wir doch auf ein Transportmittel angewiesen. Tief im Tal begleitete uns der mittlerweile dick angeschwollene und reißende Rio Colorado auf unserem Abstieg. Schön anzusehen waren die glasklaren Zuflüsse auf beiden Seiten, die absolute Trinkwasserqualitäten aufweisen, mittlerweile waren die Arbeiter, die mit schweren Gerät auf der gegenüberliegenden Seite (Teilweise wurde gesprengt) eine Strasse für die Erschließung einer Mine legen, ein gehöriges Stück vorangekommen. Je weiter wir abstiegen, umso vielfältiger und bunter wurden die Blumen und Pflanzen, im Aufstieg fällt das gar nicht so auf (Aber der Umkehreffekt ist umso faszinierender, irgendwie sind die bunten Gräser, Blumen, Sträucher und Bäume selbstverständlich).
Wir lassen unser erste Camp unter uns liegen, wenige Biegungen später stehen wir vor der steilen, mit einer brauchbaren Spur versehen Aufstiegsflanke, die uns dann nur noch 20 Minuten von Chacayer trennt. An der letzten Wasserstelle erfrischten und stärkten wir uns an diesem herrlichen Bergwasser. Nach 12 Tagen erreichten wir diesen Ort, Ausgangspunkt einer perfekten Tour. 55 Km Strasse trennten uns von San Jose de Maipo, noch war unklar wie dieses Ziel erreicht werden kann. In Chacayer stand zwar ein Jeep, aber gemeinsam wurde beschlossen, dass wir keinen Chauffeur anheuern. 25 Minuten folgten wir dieser Schotterpiste, an einer Brücke legten wir unser Gepäck ab, es war zwar Fahrzeugverkehr, aber nur in eine Richtung und zwar nach oben. Mit jedem Fahrzeug, das uns passierte, wurde Jens nervöser, ja sogar giftig. Es war sehr heiß, so entledigte ich mich zuerst meiner hässlichen Schuhe und Socken, danach fielen die Textilien oberhalb der Hose. Ich gab einen guten Spruch zum Besten: je mehr ich ausziehe, desto eher kommt ein Fahrzeug. Es dauerte ein ½ Std. als etwas oberhalb ein Jeep um die Ecke gebogen kam. „Jens, geh an die Strasse und gib dein Bestes“. Er streckt die Hand aus und tatsächlich stoppte das Fahrzeug, so schnell wie jetzt war ich glaub noch nie angekleidet. In Windeseile war unser Gepäck auf der Ladefläche, im Fahrzeug inneren befanden sich leere 25 L Trinkwasserbehälter, wahrscheinlich ist er unterwegs um diese auszutauschen, sicher ist, dass er ein Firmenfahrzeug fährt, sein Fahrstill lässt keinen anderen Schluss zu. Für die 24 Km benötigt er nicht einmal 30 Minuten. An der Schranke von Gener endet für uns diese Fahrt, dankend verabschiedeten wir uns von ihm. Wir meldeten uns beim Portier zurück. Im war sofort klar das wir Bergsteiger sind, er fragte nach unserem Namen den wir gerne nannten ,er schaute in seinen Unterlagen nach der Genehmigung aber irgendwie konnte er sie nicht finden, auch am PC nicht, er machte eine Notiz auf ein Stück Papier und erklärte es sei alles OK. Ich musste jetzt unbedingt zum Pinkeln, wenige Meter entfernt entledigte ich mich von diesem Ballast. Ein Schild (100 m entfernt) inmitten einer Ferienanlage „Almecia“ mit Cristall Werbung (Tante Emma Laden) weckte plötzlich mein Interesse. Vor dem Geschäft Sassen zwei Männer am Tisch mit einer Flasche Bier, im inneren befand nur ich mich, nach kurzem Warten erschien der Besitzer und begrüßte mich, die frage nach Pan (Brot), erwiderte Er mit no. Darauf hin bestellte ich eine Flasche Bier, aus dem Regal entnahm ich eine Packung „Art“ Flips, plötzlich kam Aktion auf, wie ein Lauffeuer hatte sich Jens Ruf nach mir, durch die Ferienanlage bewegt. Fuchtelnd und rufend wurde ich darauf aufmerksam gemacht, zur gleichen Zeit erschien der Inhaber mit einer Bottila Cervezza, ich legte 1200 Peso auf die Ladentheke, die Flips blieben zurück, bedankte und verabschiedete mich. Kurz darauf erreichte ich die Wartenden, die das Gepäck schon verstaut hatten, schon ging die Fahrt los. In kürze erfuhr ich den Ablauf, wie wir zu diesem Transport kamen. Es war und ist unglaublich, wenn drei verwilderte Bergsteiger mit großem Gepäck zweimal innerhalb einer Dreiviertelstunde jeweils vom ersten Fahrzeug mitgenommen werden. Da er nach San Jose fuhr, teilten wir ihm mit, dass wir bei den Carabinieros aussteigen möchten. Um 13.45 Uhr ereichten wir die Station, da er es mehr als eilig hatte, flog das Gepäck regelrecht vom Fahrzeug, wieder bedankten wir uns höflichst, schon war er verschwunden. Obligatorisch meldeten wir uns bei der Polizei zurück, der Beamte schaute uns an und verliess den Raum, kurz danach kam der nette Beamte, den wir in bester Erinnerung behalten werden, in den Raum, und begrüßte uns erfolgreiche Bergsteiger per Handschlag. Wir machten ihm klar dass wir gern ein Foto mit ihm vor der Station machen wollten. Im Anschluss des Fotos verabschiedeten wir uns auch von ihm.
Ab diesem Zeitpunkt bezahlten wir für die Dienste, vorbei war die Abhängigkeit. Der normale Wahnsinn die Zivilisation hatte uns wieder. Bevor wir eine Bushaltestelle aufsuchten, stärkten wir uns vor einem Supermarkt mit Saft, Wurst, Brot, Tomaten und Peperoni bis zur Sättigung, und dies war nicht wenig. Mit zwei Litern Bier hingegen stellten wir den Zustand davor wieder her. Um 15.00 Uhr betraten wir den Bus 1 ½ Std. später beehrten wir die Metro und um 18.00 Uhr war unser Hotel Caribe erreicht. Nach dem Duschen gaben wir unsere schmutzige Wäsche der netten Betreuerin des Hotels, die diese für 6000 Peso (9 €) einen Tag später reinigte. Als Ziel für unsere Feier wählten wir die Party Meile Pino Nono, mit seinen unzähligen Restaurants und Trinkkneipen. Mit Steaks, Cordon Bleu und 3 Pitscher (eine Art Krug mit knapp 2 Liter Volumen), feierten wir das erlebte Glück, dieser Spaß kostete 38 € für uns drei, eine doch günstige Feier (im Vergleich von zuhause), gut drauf, und noch "Fit" fand dieser perfekte Tag ein mehr als schönes Ende.
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Was kostete die Besteigung des Anden „Giganten“ Tupungato in eigener Regie
Ausgaben 6 Traveller Lunch a 5,99 € 36 €
Lebensmittel Bandera Azul 30 €
Lebensmittel Uni Marc 33 €
Kartuschen, Müsli Riegel 15 €
Taxi und Metro(Jumbo Supermarkt) 5 €
Metro und Bus 8 €
Fahrt Chacayar 65 €
Essen, Trinken San Jose de Maipo 11 €
Telefonkosten, Essen Fritz 10 €
Gesamtkosten 213 € geteilt durch 3 = 71 € Pro Person unglaublich!!