Mittwoch 08.August: Nach einer etwas unruhiger Nacht war es u a. auch etwas zu Warm unter der wie neu wirkenden Decke, kam nach 3 Uhr, Bewegung auf, auffallend dabei, wie ruhig es von statten ging, von Hektik keine Spur, noch während des ankleiden wurde das Bettzeug gerichtet, beim packen hatte da jeder so seine Art und Technik. In der Gaststube war das Frühstück gedeckt, wie immer auf solch einer Höhe und Lage eher spartanisch, auf denn Tischen stand eine Thermoskanne mit Warm Wasser, Teebeutel, lösliches Kaffeepulver, selbst gebackenes Brot Marmelade Honig und Butter. Ein Toilettengang mit Katzenwäsche vor Abmarsch obligatorisch. Binnen wenigen Minuten, als wenn jemand ein Zeichen gegeben hatte, löste sich die kleine Versammlung ca.15 Personen auf, während die ersten bereits wenig später in die vom Halbmond erhellte Nacht abmarschierten, bildeten wir wie so oft das Ende....Noch etwas unbeholfen blieb der Fuß an dem ein oder anderen Stein hängen, es sollte aber besser werden, auf 3200 m, dann der erste Schneekontakt, schnell war klar die Steigeisen sind auf diesem überfrorenen Schnee vonnöten, dazu gehörend wie selbstverständlich das Seil, die anderen Seilschaften befanden sich schon in weiter Ferne die Stirnlampen erinnerten an Glühwürmchen, die erste Seilschaft wurde überholt, über eine Schneerinne nahm die Höhe stetig zu, als dann auf einer Felsen und Geröll Rippe eine erste gute Wegspur sichtbar wurde, kehrte Zufriedenheit ein. Eine bestens ausgetretene Spur leitete in Richtung Meitin Grad, noch einiges unterhalb des Plateau du Couloir (3500 m) hieß es für uns (Rechts ab). Mittlerer weile dämmerte es. Über unbefestigtes Gelände ist ein queren wohl Heikel aber durchaus machbar, in diesem Bereich gibt es keine Wegspuren, wobei erwähnt werden muss, das die Südwand kaum noch begannen wird, eher die schwierigere aber Objektivere sichere Route über denn Meitin Grad! Die letzten steilen Meter vor dem Plateau so eine Sache für sich, u.U. vereist, wir sind über die losen Fels aufgestiegen und das letzte Stück im Schnee rechts gequert. Am Plateau ca.3630 m, baut sich die 45° steile Südwand auf, noch einmal sind 600 Hm zu bewältigen, wir lagen in der Zeitvorgabe 2 1/2 Std. laut Führerliteratur. Die aufgehende Sonne erschien am Mont Blanc der fast zum greifen nahe war, ein leichter Wind kam auf, der im späteren verlauf des Tages noch intensiver werden sollte. Ein Grund mehr nicht zu ruhen, eine Wegfindung hier eher zufällig wenn gar nicht möglich, im losen Gebrösel verliert sich alles. Im Bereich 3700 m tauchen die ersten Felsen auf, die wie meist Rechts östlich umgangen werden, hierbei nicht zu nah an das Couloir queren. Überraschend als plötzlich die Seilschaft (zwei Schweizer) die wir überholt hatten vor uns auftauchte.
Nach der ersten Stufe des Meitin Grads, kann der nächste schwierige Aufschwung, Östlich umgangen werden, von hier entweder über die Südflanke oder eben weiter II und III Aufschwung des Meitin Grads, unser eins blieb in der Flanke. Die Schwierigkeiten nehmen langsam zu - Kletterei im II und III Grad, gefrorenes Schmelzwasser bereite zusätzlich Kummer. Im oberen Bereich vereinen sich die Wege, von hier aus ist das Gipfelkreuz bereits sichtbar der Fels wird nun deutlich besser, ab hier begegneten uns die ersten Seilschaften, die sich bereits im Abstieg befanden, Respekt! wobei auch von Bergführer "geführte" dabei waren! Eine Stunde später der Ausstieg auf das Schneeplateau 4184 m freudig erreicht, zum ersten Mal darf durchgeatmet werden, die Anspannung vorerst vorbei. Hier vom Gipfel (4184 m) ein erster Fantastischer Rund um Blick der erst am Horizont endet wollte, später am Combin de Grafeneire lag die Welt im 360° Winkel zu Füßen....Nach einer kurzen und wohlverdienten Pause 1/2 Std. erfolgte ein kurzer Abstieg in die Senke, hier legte ich meinen Rucksack ab, im Aufstieg begegneten uns die zwei Schweizer dies sollten die letzten von der Valsorey aufgestiegenen für heute gewesen sein. 45 Minuten später im Zick Zack Aufstieg der Hauptgipfel Combin de Grafeneire (4314 m) mit seinem Sendemasten erreicht. Wir wollten nicht länger verweilen, konnten wir doch davon ausgehen im Rückweg dieselbe Route wählen zu müssen. Knapp unterhalb der scharfen Wächten folgte der Übergang zur Aiguille de Croissant (4243 m), der Blick schweifte nach Süden u.a. der Grand Paradiso, Südlichster 4000er der Alpen konnte ausgemacht werden. Vorsichtig erfolgt von hier der 45° steile Abstieg zur Mur de la Code ja nicht stürzen, Links geht’s heftig in die Tiefe, alsbald flacht die Flanke ab. Mit dem erreichen der Mur de la Code (4185 m), wie aus dem nichts entstieg plötzlich eine Person dieser Flanke weitere zwei folgten etwas Zeitversetzt, es war eine Italienische dreierseilschaft die auf dem Rückweg von der Tsessette waren, ohne Zwischensicherung ging es in die Tiefe, genau für diesen Fall war unser 60 m Seil dabei, das Tommy im Rucksack Qualvoll bis genau hier getragen hatte! Super Leistung!! Danke! Der erste Versuch eine Jacke gefüllt mit Schnee als Sicherung aufzubauen erwies sich als nicht geeignet, war der Schnee einfach zu Firnig (Trocken).
Für diesen "Gipfel" opferte ich gerne denn Pickel, ja dieser sollte halten, am Rückzug war es eine Arbeit in wieder auszugraben. Tommy als erster seilte sich vorsichtig ab, nicht wissend hält es oder nicht, mit vertrauen ging es bei uns dann recht Flott, die Seillänge erwies sich als ideal! genau am Ende legte sich die Neigung zurück, Behauptungen der Literatur über die Steilheit von 45° sind wir anderen Meinung, sicherlich deutlich mehr! durch das Col (4083 m) war es ein einfacher Übergang zu einem so gut wie nie begangen Gipfel der als 4000er ausgewiesen ist.
Ja denn meisten ist es einfach zu weit und zeitintensiv, klar Voraussetzung ist natürlich auch das Wetter ,besser als heute geht es wohl nicht mehr! Wir benötigten für diese Aktion 3 1/2 Stunden mehr als eine Tour zum Hauptgipfel und zurück, ganz zu schweigen vom Substanz Verlust und dessen Konsequenz, der Zeit! Dieser Gipfel wurde uns 2005 verwert, bin mir sicher das wir seinerzeit einen ungesicherten Abstieg nicht gewagt hätten, es kam so und ist gut so, denn wie wäre sonst unser Freund Wooley zu drei Gipfelfreuden an einem Tag gekommen? ohne sich richtig freuen zu können, stand da ja noch ein giftiger Abstieg an. Für Tommy war dies sein dreißigster 4000er, für mich sollte ein Großer Wunsch in Erfüllung gehen, um 13.15 Uhr, war es soweit, Gipfelerfolg fünfzig ist geschafft. Wer sich hier befindet ist überrascht wie Groß doch dieses Plateau ist, etliche Fußballfelder fänden hier Platz, aber die Erreichbarkeit: die Südwand fällt mächtig nach Richtung Aosta ab, über denn "Corridor" ganz zu schweigen, was erzähle ich da. Shake Hands Umarmungen, Schulterklopfen schnell ein paar Gipfelfotos die Zeit drängt, war es doch schon 13.30 Uhr in 5 Std. steht das Abendessen am Tisch. Zurück über die gute Spur im nicht all zu tiefen Neuschnee (Montag hatte es drei Stunden heftige Niederschläge gegeben. Der Aufstieg am Fixseil ging flott von statten, zur Freude aller konnten wir der Spur der Italiener folgen,(noch einmal über die Gipfel des Combin blieben erspart) zwar querten diese anfangs im steilen und ausgesetzten Gelände aber es sollte eine Riesen Hilfe sein. Ein Kräfte Verschleiß machte sich bemerkbar, die Sonne tat ihr übriges, da auch noch der Wind nachgelassen hatte war es trotz der "Kälte" fast zu Warm aber eben nur fast, ein entkleiden töricht. Der Sattel an dem der Rucksack lag, kam ins Blickfeld, doch es ging anstrengend leicht Bergauf, immer wieder spürte ich wie das Seil zum Nachsteiger spannte. Am Depot angekommen kniete sich Tommy ab, ja eine Pause nun eminent wichtig, nach Aufnahme des Rucksacks wartete der letzte Anstieg. 50 Hm dann sollte genug im sein. Der Appetit war verloren, zu weit war der Körper über diesen so wichtigen Punkt, der entscheidende Fehler wurde schon im Aufstieg begangen. Tommy begab sich in die Seilmitte, die Sicherungsarbeit übernahm ich, dass Seil im Rucksack störte nicht. 15.50 Uhr erfolgte der Abstieg.
Die Kletterei ging gut von statten, die Passagen wechselten sich ab für die ersten 250 Hm blieben 2 Std. auf der Strecke.(Hier sahen wir die Italiener im Abstieg just in diesem Augenblick löste sich ein großer Stein oberhalb von uns und schoss wie eine Rakete von links nach rechts mit enormen Getöse in die Tiefe, plötzlich wechselte er die Richtung und schoss direkt auf die drei zu, zum guten Glück kam nicht mehr vom Schutt Berg ins rollen. Die Wahrscheinlichkeit getroffen zu werden ist wohl gering, beweißt aber die Gefährlichkeit dieser Route! Die nächsten 250 Hm in einfacherem Gelände zum Plateau erfolgten in 1 Std. Die Querung zwischen (3680 m) und (3635 m) mit einer gefährlichen Eisplatte raubte auch noch 30 Minuten. Ab hier war es möglich die Steigeisen abzulegen, es ging ab auch mit ganz gut, Automatismen spielten sich ab, der Körper lief von allein, zu aller Dummheit viel der Helm beim justieren der Gletscherbrille aus der Hand, jegliche Hoffnung das dieser anhalten könnte war vergebens, das Gelände einfach zu abschüssig. Endlich verschwand die tief stehende Sonne, der Blick nun klar, eine Gämse die wenigen Minuten vorher weit Links auftauchte querte plötzlich die Rippe, Respekt an diese wahren Meister der Berge. Bei 3150 m war die Sohle vom Eisen befreit, das Seil im Rucksack verstaut, die letzten 100 Hm kosteten nur noch 10 Minuten. Man konnte beim eintreffen fühlen wie die Gäste mit besorgten Augen uns in Empfang nahmen, ja wer so spät zurück kommt 20.45 Uhr, hatte großes erlebt oder er war schwach. Egal wir waren zufrieden wenn auch absolut ausgebrannt, nachdem das Gepäck abgelegt wurde, mussten schnell möglichst die schweren Latschen (über 2 Kg) vom Fuß, es folgte eine geistige und schöpferische Pause, die besorgte Marion tauchte auch auf, auf die Frage warum wir oben nach dem Plateau gequert sind? aus Sicherheitsgründen! na ja eigentlich geht es stetig Links abwärts querend zu der Rippe.
Ja Sie hatte uns mit dem Fernglas weit oben schon im Radar. Es ist doch schön wenn sich die Menschen Gedanken machen, nicht nur wenn wir "nur Gäste sind". Seltsamer weise bestand weder großer Durst noch Hunger, es herrschte eine selbst Zufriedenheit alles ging locker vonstatten. Marion bot uns an ein Essen zu servieren, wir nahmen dankend an. Während wir zu Tisch gingen legte sich der Großteil der Gäste zur Ruhe. Die Gaststube gehörte uns fast allein. Obligatorisch gab es eine Nudelsuppe, leider hatte Tommy weniger Appetit, es folgte Cilli con carne, gar nicht ohne, leider war es uns zwei nicht möglich diese doch große Schüssel zu essen, rien ne va plus. Der Nachtisch fand dann aber drei Abnehmer. Ja wir waren platt ein jeder hatte so seine Probleme mit denn Armen (Krämpfe) bei mir sogar beim pinkeln in denn Finger! Irre oder? obwohl es in der Hütte angenehm Warm war fröstelte der Körper, ein Großes Bier und ein Sprit mussten nun Abhilfe schaffen, die Wirkung verpuffte vorerst, trotz allem begaben wir uns abgekämpft und doch gut gelaunt in die obere Etage, dieses mal in das Lager Links oben, das denen die am Morgen nicht zu großen Touren aufbrechen vorbehalten ist: Lager 30-32. gar nicht so einfach ohne Künstliche Tritthilfe eine Höhendifferenz von über einem Meter zu bewältigen.
Bider zum Gipfeltag hier in der Sige Gallery: