14.00 Uhr starteten wir bei starkem Wind und zunehmender Bewölkung zu unserem grossen Ziel, auf halbem Weg kommen uns die Schweizer entgegen, dass dürfte auch für uns die Zeit- vorgabe im Abstieg sein.Noch vor 17.00 Uhr erreichen wir das Lager II, wobei sich das Wetter ständig verschlechtert. Beim ersten Blick in das Biwak, dann der Schock: unsere komplette Ausrüstung, insbesondere die wärmende Kleidung, war weg. Die Erklärung war schnell gefunden, die Fahrer die für das Gepäck verantwortlich waren, dachten wohl , dass es sich um das Gepäck ihres Teams handelt, und räumten das Biwak komplett, bis auf die Lebensmittel die meist für Nachfolgende zurückgelassen werden! Zum Trübsalblasen war jetzt keine Zeit. Ich entschied, dass wir um Kraft zu sparen nicht absteigen werden. Alles oder nichts! Wir werden uns so behelfen müssen. Kühle kroch langsam in unseren Körper, da sollte ein warmer Tee und ein guter Traveller- Lunch wohl das richtige sein.
Bald verkrochen wir uns in den wärmenden Schlafsack. Die Nacht wird lang. Piep - piep -piep um 3.30 Uhr meldet sich der Wecker. Raus aus dem warmen Schlafsack, rein in die Berghose, noch die Daunenjacke mehr gibt’s nicht, dann Kocher an, das Wasser war gut verpackt, zum Glück nicht gefroren. Es dauert lange bis warmer Tee da ist, noch trinken was geht und das obligatorische Müsli würgen, alles läuft eher automatisch als euphorisch ab. Um 4.45 Uhr verlassen wir unseren Tiefkühlkontainer, draußen ist es nochmal um einiges kälter -15 Grad, schon jetzt bläst uns ein eiskalter Wind der vom Berg kommt entgegen. Trotz Sternklarer Nacht ist es stockdunkel. Wir stolpern etwas unbebolfen von einem Stein zum anderen, dann immer wieder ein Steinmännchen, zumindest stimmt die Richtung. Je höher wir gelangen, desto unangenehmer wird der Wind. Die Plastiktüte als Überhandschuhe schützt sehr gut sie dient quasi als Windstoper. Wir haben die Route über den steilen, steinigen Grat gewählt , da meine Grödel auch im Biwak verschitt gingen. Die ersten 250 Höhenmeter schaffen wir in 1 Std., ja so kann´s weitergehen, aber die Füsse waren jetzt schon eiskalt. Jens kämpft mit jedem Meter mit einem eigenen Höhenrekord, kommt aber stetig und mühsam dem Ziel entgegen.Links sehen wir das Schneefeld näher kommen, (ohne Grödel wäre es zu gefährlich dort zu queren, in der Nacht ist es zu hart angefroren) das wir ja mit unserer Routenwahl nicht betreten müssen und bald sind wir oberhalb dieses „Knackpunktes“. Wir sind jetzt auf 6500-6600 m. Der Wind kostet uns die letzten Nerven. Immer wieder müssen wir stehen bleiben und uns aus dem Wind drehen, um zu rasten. Die Sonne sendet langsam ihre wärmenden Strahlen, aber so richtig warm ist es noch nicht. Nur sehr langsam kommen wir voran, die Luft hier ist verdammt dünn.Wir erreichen die Querung, mittlerer Weile sind wir 4 knapp Std.unterwegs, das Wetter ist auf unserer Seite , keine Wolke trübt denn Himmel.Die Wegführung ist undurchsichtig , aber ohne Verhauer eilen wir bergan, dann ein Blick ein Glücksgefühl,ein Aufschrei von mir! Jens da vorne kommt der Gipfel zum Vorschein! dabei erwärmt sich mein Körper vor Glücksseligkeit.
Etwa 20 Min. später stehen wir am Krater (6700 m), jetzt ist klar, wir meistern das.Nun bin ich nicht mehr zu halten, der Wind hat auch nachgelassen, ja er hört sogar auf sein Wehklagen in den Himmel zu blasen.In Gefühl von wahnsinniger Begeisterung, oder ist es Euphorie, geht es flott vorwärts.Ich habe Jens fast schon vergessen,Nein er gehört zu mir! aber ich bin sicher er gibt nicht auf. So „Eile“ ich weiter, vergesse aber meinen Körper nicht, der auf dieser Höhe Schonung braucht, so nehme ich ohne zu rasten das Tempo raus und laufe nach Gefühl für die Situation den Grossen Halbkreis der zum höchsten Punkt Chiles führt aus. All das was einen Bergverückten oder willensstarken Bergsteiger ausmacht, erlebe ich in dieser knappen Std.zum Summit, ja ich möchte vor Freude heulen, aber die Kälte würden ja die Tränen gefrieren. Immer wieder werfe ich einen Blick zurück, ja er kommt ,die Seile sind schon vage zu erkennen,ja gleich habe ich sie in Händen, 10 Minuten später um 10.08 Uhr stehe ich auf dem höchsten, aktiven Vulkan der Erde. „Glücksligkeit Pur oder der Wille nie aufzugeben haben gesiegt“, dem Zweithöchsten Punkt nach dem Aconcaqua den ich 1999 bestieg, und beobachte Jens wie er sich nähert, mittlerweile habe ich die Schuhe ausgezogen, trotz der 8 Grad Minus (im Schatten) ist es in der Sonne bei absoluter Windstille angenehm warm, als Jens ankommt sind meine Eisklötze aufgetaut. Freudig begrüsse ich den Bergkamerad mit einer herzlichen Umarmung und Spüre einen Stolz und Wonne in seinen Augen wie es nicht schöner sein kann. Wissenswertes: Nur jeder dritte der sich hier Versucht erreicht denn Summit, am Aconcaqua ist es nur jeder Vierte.Nachdem für den Abstieg genügend Kraftreserven vorhanden waren, wobei die "Abfahrt" im losen Vulkangestein in Falllinie fast nicht enden wollte ca.500 Hm! erreichten wir um 15.00 Uhr, das Basislager auf 5200 m. Der Jeep der Ranger die auf dem Weg zur Laguna Verde sein sollten, wollte nicht mehr starten, nach einer kurzen Pause nehmen wir uns der Sache an, ein Abschleppseil leistet wichtige Hilfe dabei! Später dann an der Laguna Verde 4250 m, dürfen wir uns im Indoor Pool der Therme eigentlich nicht für die Öffentlichkeit zugänglich ist, unseren geschädigten Körper bei knapp 40°C regenerieren, echt Geil!! Wissenswert ist das jeder Vulkan seine Therme besitzt!
Wir hatten wieder mal Glück, mit allem, mit dem Wetter, mit unserer Taktik und unserer Gesundheit. So nach dem Motto "einer für denn anderen gemeinsam sind wir Stark"
Rund um den Ojos stehen noch eine Unzahl ähnlich hoher Berge. Ein Bergsteigerleben würde nicht ausreichen, um alle zu besteigen. Trotzdem zieht es uns nach Süden.Der Marmoleyo wartet auf uns, übrigens auch kein gewöhnlicher Gipfel, es ist der südlichste 6000 er der Erde. Eine 800 km lange Nachtfahrt im Luxus Reisebus, mit Abendessen für 23 €, bringt uns auf der Panamerikana zurück nach Santiago de Chile. Wo wir zwei Tage später unsere Helden aus Nattheim treffen die am selben Tag wie wir, aber am Gipfel des Aconqacua bei unangenehmen Bedingungen erfolgreich waren. Diese großen Erfolge feierten wir in der Party Meile Pino Nono bei Pitcher und leckerem Essen bis in die Puppen. Auf die Provokation das meiste mit dem PKW zurückgelegt zu haben, antworten wir mit Handfesten Taten!!
Bilder Gallery Ojos del Salado von Falter
Bilder Gallery Ojos del Salado von Jens:
Am Montag 30.Jan. stehen wir nach 4 harten Tagen und über 4000 Höhenmeter im Aufstieg, am Gipfel des Südlichsten 6000er der Erde dem Marmolejo 6109 m (wo ich vor 6 Jahren aufgrund der schlechten Bedingungen mit Christian gescheitert bin), unser zweiter grosser Erfolg innerhalb von nur 10 Tagen, und dieses mal mit einem recht schwerem Rucksack im klasischem Stil. Hier lernten wir Ulli und Alvaro kennen die uns ans sehr Herz gewachsen sind. Ja wir dürfen Stolz auf das geleistete sein.Keine Frage, Chile mit deinen Traumbergen wir kommen wieder!
Blder zur Besteigung des Marmoleyo: