Tourenbericht Tupungatito „im Reich des Kondors“
Do.27.12.Nachdem wir Fritz* (ein Freund von Ulli und Alvaro) am El Kika wie vereinbart treffen, um die Genehmigung für das Betreten des Militärischen Schutzgebietes (for Foreigner) „ein kleiner Wegabschnitt im Tal des Rio Colorado“ zu erhalten, steht uns eigentlich für die Tour nichts mehr im Weg, doch eine kleine Unbekannte macht uns noch Sorgen, wie kommen wir von San Jose de Maipo nach Chacayer, *Fritz Kobel ist ein renommierter Schweizer Bergführer, ihm gelangen unter anderem drei 8000 m Gipfel im Himalaya. Mittlerweile lebt Fritz nun schon seit 12 Jahren in Santiago, er Organisiert und betreut eigene Expeditionen. Diese Frage stellen wir Fritz, er war der Meinung dies sollte kein Problem darstellen, vorsorglich bitten wir ihn, uns doch die Frage nach einem Fahrzeug auf ein Stück Papier zu notieren. Wir verabschieden uns Herzlichst Dankend von diesem netten Eidgenossen versprechen ihm nach der Rückkehr über die Bedingungen am Berg und unseren Erlebnissen zu berichten. (Diese Infos benötigt er, da er zwei Expeditionen im Februar dorthin leitet). Mit der Metro ereichen wir in Kürze das Busterminal, und ehe wir uns versehen sitzen wir schon im Bus nach San Jose de Maipo. Die 70 Km lange Fahrt kostet uns unglaubliche 2 €. 2 ½ Std. später erreichen wir San Jose und begeben uns schnurstraks zur dortigen Station der Carabineros de Chile. Nun geschieht das Unglaubliche, der erste Uniformierte scheint sich wenig zuinteressieren, aber sein Kollege der dazu kommt begrüsst uns per Handschlag und nimmt sich der Sache wie selbstverständlich an, er liest unsere Papiere wohl gelaunt durch, schaut uns an, und nennt denn Namen Tupungato, wir antworten mit Si, nun geben wir ihm die Notiz mit der Frage nach einem Auto, prompt antwortet er mit No, für uns stürzt plötzlich ein Berg ein, damit hatten wir nie und nimmer gerechnet, er stellt weitere Fragen die wir aber nicht beantworten können, eigentlich liegt das Problem an unseren genialen Spanischkenntnissen, die wirklich ein Armutszeugnis darstellen. Doch wir wissen uns zu helfen und legen ihm die Telefonnummer von Fritz vor, ohne zu zögern greift er zu seinem Privat Handy und klingelt bei Fritz an. Wir können nur an seinen Äusserungen und Gesichtszügen erkennen dass er dies alles sehr locker aufnimmt, auch wir schmunzeln mit, man spürte richtig, dass er sich unseres Problems ernsthaft annimmt. Nach dem er einige Sätze mit Fritz gewechselt hat übergibt mir der sympathische Beamte sein Handy, ich kann mich nun mit Fritz austauschen, erfahre dabei das die gespräche wegen des Fahrzeugs im Gange sind! Der Polizist tätigt ein weiteres Gespräch, wir konnten diesem aber nicht folgen, so verging die Zeit ohne ungeduldig zu werden. Nach einigen Minuten holte mich der Beamte in sein Office und übergab mir das Telefon, ich meldete mich mit meinem Namen, die Frage ob ich Englisch Spreche wurde mir gestellt, ohne Rot zu werden sagte ich ja, er nannte seinen Namen Max Madonis, schnell wurde mir klar, dass ist der Mann von Gener (ein Freund von Fritz) er teilt mit das um 19.00 Uhr ein Auto kommt um uns nach Chacayer zubringen ,ich bedankte mich aufs Herzlichste. Schnell waren die Kameraden informiert, Begeisterung flackerte in den Gesichtern auf, von einer Minute auf die andere war die Welt wieder in Ordnung. Da wir nun viel Zeit hatten begaben wir uns ins Zentrum der Ortschaft in einen typischen Tante Emma Laden und stärkten uns mit Kaffee und Kuchen, anschliessend beschlossen wir uns am Plazza niederzulassen, vorher wollte Bodo nochmals kurz zurück Jens begleitete ihn um sein Tagebuch aus dem Rucksack zuholen. Ich lag gerade auf dem Rücken und genoss die wärmenden Strahlen der Sommersonne, als die beiden auf mich zuliefen und mich aufforderten schnell zukommen, ein Fahrzeug steht bereit. Eiligst begaben wir uns zur Station, ruckzuck wurde das Gepäck verstaut, wir bedankten uns selbstverständlich bei dem Beamten, schon ging die Fahrt Los. * 2 Wochen Später erfahren wir von Fritz, das dieses Fahrzeug nicht von Gener war, sondern der Polizist hatte dies Organiesiert. Nach 31 km Fahrt durch das wunderschöne Allfal-Tal erreichten wir die Pforte von Gener(ein Elektrizitätsunternehmen), hier wird die Genehmigung vorgelegt die uns Fritz einholte. Relativ formlos wurde uns die Schranke geöffnet, der Weiterfahrt stand nichts mehr im Weg. Über eine unbefestigte aber sehr gut befahrbare Schotterstrasse, ereichten wir nach 24 Km Chacayer unserem Ausgangspunkt der Tour auf 2240 m. Der Fahrer forderte von jedem 15.000 Peso (22 €) die wir gerne bezahlten. Es war zwar schon 19.00 aber wir wollten noch die Zeit bis zur Dunkelheit nützen und ein Stück Wegstrecke zurücklegen, so erreichten wir um 20.30 einen sehr schönen Platz am Rio Colorado auf 2350m. Das grosse Gesprächsthema an diesem Abend war die wundersame Organisation eines Fahrzeugs in San Jose, es war einfach überwältigend wie man sich hier um uns Bergsteiger kümmert, das war unser Schlüsselerlebnis und wohl der Startschuss für diese perfekte Tour oder unseres „Traumurlaubs“. Fr.28.12. Später Abmarsch um 10.45 Uhr, wir wollten die warmen Strahlen der Sonne nützen um die Schlafsäcke sowie die Zelte zu trocknen. Leider war das Tal sehr ungünstig oder die umliegenden Berge noch zu hoch, doch dies sollte sich aber bald ändern! Unser Tagespensum war das Erreichen des Estero Azufre ca.2700m, 4 Std. wir hatten das Tagesziel etwas höher angesiedelt aber das Gepäck macht uns ernsthaft zu schaffen die Schultern schmerzten, zudem waren wir noch wenige Tage davor im Tiefsten Winter hier war nun absoluter Hochsommer angesagt, die Sonne stand um die Mittagszeit Senkrecht am Firnament!!
Sa.29.12 Abmarsch um 10.00 Nachmittags treffen wir bei einer Rast an einem Mulitreibercamp auf Ulli und Alvaro, ca.2 Stunden vorher hatten wir sie bei einem Abstieg einer Flussmündung bereits gesehen (Abstieg von 180 Höhenmeter)!! Ein wohl seltenes Schauspiel können wir heute bewundern Majestätisch kreisen doch tatsächlich 5 Kondore zur gleichen Zeit am Himmel, voller Neugier überfliegt bzw. dreht immer wieder ein Exemplar eine Runde über uns. (Die Kondore sind die Könige der Anden) Nachmittag erreichen wir das Banos Tupungato auf 3000m, Ulli hatte ein Vollbad vor unserem erscheinen genossen. Wir begnügten uns mit einem erholsamen Fussbad. Beim Verlassen der Therme sehe ich wie eine Kuh über denn 1,30 m hohen Schutzzaun springt, ein Kalb durchbricht das Hindernis durch den Stacheldraht, unglaublich diese wilden Kühe, im eingezäunten Bereich sehen wir eine tote Kuh liegen, wahrscheinlich zog dies die Aas fressende Gross Vögel an. Spätnachmittag erreichen wir zufrieden über die ausdauernde Tagesetappe unser Camp am Estero Tupungatito auf 3200m.
So.30.12.Verstauen der Verpflegung und Ausrüstung, die für den Tupungato benötigt wird, in den reisfesten (Aconcaqua) Sack, Er wird unter einen Fels gelegt und mit Steinen abgedeckt. 9.45 Uhr, Aufstieg auf das Lager zum Tupungatito, die Spur von unseren Freunden geht im Sand verloren eigentlich unlogisch aber so geschehen. Wir steigen direkt die sehr steile Flanke auf, mühsam geht es Bergauf, wir gewinnen aber unter schwerster Anstrengung deutlich an Höhe, die Senkrecht am Himmel stehende Sonne tut ihr übriges dazu, um uns zu schwächen. Nachmittags erreiche ich denn von den Freunden gewählten Lagerplatz auf 4200 m, nicht schlecht 1000m Höhendifferenz, und das in wenigen Stunden, ja wir hatten uns nicht verfehlt und dies ohne jegliche technische Hilfsmittel wie Karte oder Kompass und ohne Absprache. Jens und Bodo kommen alsbald ebenfalls erschöpft aber glücklich an. Wir beginnen gleich mit der Schneeschmelze (Folie), nebenher werden die Zelte aufgestellt, das erste Schmelzwasser dient zum Durstlöschen, sehr schnell haben wir ca. 10 L. Trinkwasser aus dem Büsserschnee gewonnen, das wird uns selbst für das Frühstück und denn Anstieg zum Tupungatito reichen. Gute Arbeit von uns, übrigens für Bodo war das Schmelzen auf diese Art ein ganz neuer Eindruck.Tatsächlich benötigten wir nur 6 Kartuschen an Camping Gas, für die kompletten 17 Tage, natürlich stark bedingt durch das Schmelzen mit der umweltfreundlichen und kostenlosen Sonnenenergie.
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Montag 31.12, eigentlich Sylvester, aber wenn interessiert das hier, weit ab von der Zivilisation und fern der Heimat.Sehr früh 3.15 Uhr, werden wir von Ulli geweckt, wir quälen uns aus den Schlafsäcken, Bodo hatte das Teewasser bereits gekocht, so konnten wir in der sternenklaren und – 4° Grad kalten Nacht, den warmen Tee und das Schmalkostfrühstück (Kekse) geniessen, Ja es galt keine Zeit zu verlieren, wir wollten bei Sonnenaufgang eine grössere Wegstrecke (Höhe) meistern. Schon beim Verlassen der Zelte konnten wir einen unangenehmen Geruch feststellen, Alvaro lies uns wissen das dieser aus einem der Krater aufsteigt, durch den leichten Ostwind konnten wir ihn dann wahrnehmen (Der Tupungatito ist noch Aktiv der letzte Ausbruch datiert aus dem Jahr 1986).Der Helle Strahl der Stirnlampe leuchtete in die dunkle Lava Asche, Weg spuren gab es hier nicht, instinktiv ging es zuerst gradlinig später links haltend in Richtung unseres am Vorabend ausgemachten Ziels, ein grosses Büsserschneefeld, das wir an seiner Bergseite passieren wollten.Bei Eintreten der Dämmerung konnten wir feststellen, dass wir perfekt in Richtung unseres auserkorenen Ziels unterwegs waren. Es wurde immer kälter, durch die zunehmende Höhe fiel das Thermometer schneller als es einem lieb war. Der typische Fallwind beschleunigte das Abkühlen des Körpers noch mehr. Bevor wir noch denn Grat erreichten erwärmten uns auch schon die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne, mittlerweile hatte ich die Führung übernommen, teils im Schnee und in der Lava versuchte ich eine deutliche Spur für die Nachfolgenden zulegen. Was auch gelang, der Abstand zu den Nachsteigern vergrösserte sich zwar langsam, aber bis zum Grat war es nicht mehr weit. Oben angekommen sah ich in südlicher Richtung einen Kraterrand, voller Neugier verlasse ich die eingeschlagene Richtung, über Neuschnee der zum Glück nicht sehr tief war, erreichte ich 15 Min. später die anvisierte Stelle, die sich aber wenig spektakulär zeigte. Nach einer kurzen Rast stellte ich plötzlich fest, dass die anderen im unteren Drittel des Schneefelds weitergegangen sind, oh weh dachte ich mir, nun muss ich mächtig ran, den ganzen Weg zurück und die Freunde auch noch einholen, 20 Min powern und der Anschluss war geschafft, solche Faxen und das auch noch über 5000m, nein das ist kein Vergnügen! Nach wenigen Metern erreichen wir den Grat, nun ist es Zeit für eine Frühstückspause, der wärmende Tee und ein Müsliriegel stellen das typische Bergsteiger Mahl dar, bevor ich mich setze schaue ich noch über denn Krater. Wahnsinn was ich zusehen bekomme. Hallo, rufe ich den anderen zu, das müsst ihr euch ansehen. Ein riesengrosser smaragdgrüner See und das über 5000m, nicht einmal gefroren, die Frage warum das Wasser nicht vereist ist bis zum heutigen Tag noch nicht geklärt, aber es muss sich wohl um Salzwasser handeln. 40 Minuten später stehen wir am höchsten Punkt auf ca. 5350m, wir befinden uns zwischen zwei sehr grossen Kratern. Links, rechts und davor halten fast senkrechte Wände vom Weitergehen ab. Unglaubliche Geräusche aus einem der Krater sorgen für eine gespenstige Atmosphäre. Beim Setzen auf den Boden stellen wir fest, dass aus den Ritzen am Boden warmer Dampf aufsteigt. Herrlich, wir nützen dieses Schauspiel zum Aufwärmen des Körpers aus. Was sich hier für die Sinne abspielt, darf man getrost als phänomenal bezeichnen, das Unfassbare aber ist , dass noch nicht viele Menschen dieses Schauspiel erleben durften, selbst unsere Freunde ,die ja in Santiago zuhause sind(Alvaro sitzt sogar im Vorstand des Deutschen Anden Vereins), wussten nicht was wir hier zusehen bekamen. Der rechte Krater, aus dem die Geräusche kamen, erinnert an eine riesengrosse Dampfmaschine, mit Sicherheit würde diese Energie zum Heizen einer Kleinstadt ausreichen. Ja wir sind uns schnell einig das ist ein Naturwunder, das seines gleichen sucht. Nach einer Foto Session und 45 Min. Rast brechen unsere Chilenen (sie sind schon akklimatisiert ,eine Woche zuvor erreichten sie den 5450m Plomo)zum nächsten Krater auf, für uns bleiben noch ein paar Minuten Zeit zum Erholen. Als sie den höchsten Punkt erreichen, in etwa selbe Höhe wie unser Standort, heisst es Abschied nehmen von diesem Wunderschönen Platz.
2 Std. später steht das erfolgreiche Team wieder vor den Zelten, Schneeschmelzen ist nun angesagt, alsbald sind einige Liter Flüssigkeit einverleibt, die Zelte werden abgebaut. Um 15.00 Uhr verlassen wir unser Lager, die objektiv gefährliche Falllinie, wählen wir als Abstiegsroute ,die sich auch als erfolgreich erweist, die Freunde gehen über den Grat und kommen einiges später am Ausläufer dieses Wegabschnitts, am Fuss des Berges an. Noch eine Stunde langweiliges Gehen trennt uns von unserem Base Camp. Kurz vor Erreichen des Lagers müssen wir den EsteroTupungatito queren, der mittlerweile durch die zunehmende Schneeschmelze stark angeschwollen und leicht trüb war. Gemeinsam gelingt es uns den Wildbach zu überschreiten, wenige Min. später ist das Lager erreicht, die Zelte werden aufgebaut und eingerichtet. Bodo und Ulli holen Wasser, während ich nach unserer zurückgelassen Ausrüstung schaue, „was ist denn hier los Brülle ich wütend aus mir heraus“ überall liegen Lebensmittel und Ausrüstungsgegenstände herum, ich gehe zu dem freistehenden Fels, wo alles verstaut war und muss feststellen, dass hier jemand Hand (Fuss)angelegt hatte, auf dem Weg zurück sammle ich noch einiges auf ,um die Freunde dann zum Suchen einzuladen. Nach der Bestandsaufnahme stellten wir fest, dass wir noch mit einem Blauen Auge davon gekommen sind, trotzdem war der Verlust und die beschädigungen der Lebensmittel schmerzhaft ,hatten wir doch recht knapp kalkuliert. Seltsam war eigentlich das die Duracell Batterien unauffindbar waren, ebenso war der Verlust von Alvaros Badehose unerklärlich, wir gehen davon aus, dass irgendwo eine Batterie gesteuerte und in Badehose gekleidete Kuh am Tupungato ihr Unwesen treibt.
Am nächsten morgen Punkt 9.30 Uhr verlassen uns Ulli und Alvaro, davor aber wünschen wir ihnen ein gutes und gesundes Neues Jahr, ja es ist heute der 01.Januar 2008 ,das Feiern müssen wir in die Zukunft verschieben. Wie gerne hätten sie uns zu einem weiteren Traumberg begleitet! Die beiden Freunde müssen am nächsten Tag wieder zur Arbeit erscheinen, schade es waren tolle Begleiter! Für uns ging nun das ganz Grosse Abenteuer bzw. die ungewisse Herausforderung "der mächtige Tupungato" erst richtig los.
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