Montag 31.12, eigentlich Sylvester, aber wenn interessiert das hier, weit ab von der Zivilisation und fern der Heimat.Sehr früh 3.15 Uhr, werden wir von Ulli geweckt, wir quälen uns aus den Schlafsäcken, Bodo hatte das Teewasser bereits gekocht, so konnten wir in der sternenklaren und – 4° Grad kalten Nacht, den warmen Tee und das Schmalkostfrühstück (Kekse) geniessen, Ja es galt keine Zeit zu verlieren, wir wollten bei Sonnenaufgang eine grössere Wegstrecke (Höhe) meistern. Schon beim Verlassen der Zelte konnten wir einen unangenehmen Geruch feststellen, Alvaro lies uns wissen das dieser aus einem der Krater aufsteigt, durch den leichten Ostwind konnten wir ihn dann wahrnehmen (Der Tupungatito ist noch Aktiv der letzte Ausbruch datiert aus dem Jahr 1986).Der Helle Strahl der Stirnlampe leuchtete in die dunkle Lava Asche, Weg spuren gab es hier nicht, instinktiv ging es zuerst gradlinig später links haltend in Richtung unseres am Vorabend ausgemachten Ziels, ein grosses Büsserschneefeld, das wir an seiner Bergseite passieren wollten.Bei Eintreten der Dämmerung konnten wir feststellen, dass wir perfekt in Richtung unseres auserkorenen Ziels unterwegs waren. Es wurde immer kälter, durch die zunehmende Höhe fiel das Thermometer schneller als es einem lieb war. Der typische Fallwind beschleunigte das Abkühlen des Körpers noch mehr. Bevor wir noch denn Grat erreichten erwärmten uns auch schon die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne, mittlerweile hatte ich die Führung übernommen, teils im Schnee und in der Lava versuchte ich eine deutliche Spur für die Nachfolgenden zulegen. Was auch gelang, der Abstand zu den Nachsteigern vergrösserte sich zwar langsam, aber bis zum Grat war es nicht mehr weit. Oben angekommen sah ich in südlicher Richtung einen Kraterrand, voller Neugier verlasse ich die eingeschlagene Richtung, über Neuschnee der zum Glück nicht sehr tief war, erreichte ich 15 Min. später die anvisierte Stelle, die sich aber wenig spektakulär zeigte. Nach einer kurzen Rast stellte ich plötzlich fest, dass die anderen im unteren Drittel des Schneefelds weitergegangen sind, oh weh dachte ich mir, nun muss ich mächtig ran, den ganzen Weg zurück und die Freunde auch noch einholen, 20 Min powern und der Anschluss war geschafft, solche Faxen und das auch noch über 5000m, nein das ist kein Vergnügen! Nach wenigen Metern erreichen wir den Grat, nun ist es Zeit für eine Frühstückspause, der wärmende Tee und ein Müsliriegel stellen das typische Bergsteiger Mahl dar, bevor ich mich setze schaue ich noch über denn Krater. Wahnsinn was ich zusehen bekomme. Hallo, rufe ich den anderen zu, das müsst ihr euch ansehen. Ein riesengrosser smaragdgrüner See und das über 5000m, nicht einmal gefroren, die Frage warum das Wasser nicht vereist ist bis zum heutigen Tag noch nicht geklärt, aber es muss sich wohl um Salzwasser handeln. 40 Minuten später stehen wir am höchsten Punkt auf ca. 5350m, wir befinden uns zwischen zwei sehr grossen Kratern. Links, rechts und davor halten fast senkrechte Wände vom Weitergehen ab. Unglaubliche Geräusche aus einem der Krater sorgen für eine gespenstige Atmosphäre. Beim Setzen auf den Boden stellen wir fest, dass aus den Ritzen am Boden warmer Dampf aufsteigt. Herrlich, wir nützen dieses Schauspiel zum Aufwärmen des Körpers aus. Was sich hier für die Sinne abspielt, darf man getrost als phänomenal bezeichnen, das Unfassbare aber ist , dass noch nicht viele Menschen dieses Schauspiel erleben durften, selbst unsere Freunde ,die ja in Santiago zuhause sind(Alvaro sitzt sogar im Vorstand des Deutschen Anden Vereins), wussten nicht was wir hier zusehen bekamen. Der rechte Krater, aus dem die Geräusche kamen, erinnert an eine riesengrosse Dampfmaschine, mit Sicherheit würde diese Energie zum Heizen einer Kleinstadt ausreichen. Ja wir sind uns schnell einig das ist ein Naturwunder, das seines gleichen sucht. Nach einer Foto Session und 45 Min. Rast brechen unsere Chilenen (sie sind schon akklimatisiert ,eine Woche zuvor erreichten sie den 5450m Plomo)zum nächsten Krater auf, für uns bleiben noch ein paar Minuten Zeit zum Erholen. Als sie den höchsten Punkt erreichen, in etwa selbe Höhe wie unser Standort, heisst es Abschied nehmen von diesem Wunderschönen Platz.
2 Std. später steht das erfolgreiche Team wieder vor den Zelten, Schneeschmelzen ist nun angesagt, alsbald sind einige Liter Flüssigkeit einverleibt, die Zelte werden abgebaut. Um 15.00 Uhr verlassen wir unser Lager, die objektiv gefährliche Falllinie, wählen wir als Abstiegsroute ,die sich auch als erfolgreich erweist, die Freunde gehen über den Grat und kommen einiges später am Ausläufer dieses Wegabschnitts, am Fuss des Berges an. Noch eine Stunde langweiliges Gehen trennt uns von unserem Base Camp. Kurz vor Erreichen des Lagers müssen wir den EsteroTupungatito queren, der mittlerweile durch die zunehmende Schneeschmelze stark angeschwollen und leicht trüb war. Gemeinsam gelingt es uns den Wildbach zu überschreiten, wenige Min. später ist das Lager erreicht, die Zelte werden aufgebaut und eingerichtet. Bodo und Ulli holen Wasser, während ich nach unserer zurückgelassen Ausrüstung schaue, „was ist denn hier los Brülle ich wütend aus mir heraus“ überall liegen Lebensmittel und Ausrüstungsgegenstände herum, ich gehe zu dem freistehenden Fels, wo alles verstaut war und muss feststellen, dass hier jemand Hand (Fuss)angelegt hatte, auf dem Weg zurück sammle ich noch einiges auf ,um die Freunde dann zum Suchen einzuladen. Nach der Bestandsaufnahme stellten wir fest, dass wir noch mit einem Blauen Auge davon gekommen sind, trotzdem war der Verlust und die beschädigungen der Lebensmittel schmerzhaft ,hatten wir doch recht knapp kalkuliert. Seltsam war eigentlich das die Duracell Batterien unauffindbar waren, ebenso war der Verlust von Alvaros Badehose unerklärlich, wir gehen davon aus, dass irgendwo eine Batterie gesteuerte und in Badehose gekleidete Kuh am Tupungato ihr Unwesen treibt.
Am nächsten morgen Punkt 9.30 Uhr verlassen uns Ulli und Alvaro, davor aber wünschen wir ihnen ein gutes und gesundes Neues Jahr, ja es ist heute der 01.Januar 2008 ,das Feiern müssen wir in die Zukunft verschieben. Wie gerne hätten sie uns zu einem weiteren Traumberg begleitet! Die beiden Freunde müssen am nächsten Tag wieder zur Arbeit erscheinen, schade es waren tolle Begleiter! Für uns ging nun das ganz Grosse Abenteuer bzw. die ungewisse Herausforderung "der mächtige Tupungato" erst richtig los.
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